Robert Plant And The Strange Sensation - Mighty rearranger
Sanctuary / Rough TradeVÖ: 02.05.2005
Jungbrunnen
Wenn ein Mitglied einer großen Band das Zeitliche segnet, ist die Trauer im allgemeinen groß. Irgendwann kommen dann die Sprüche, es ergebe ohne ihn oder sie keinen Sinn, weiterzumachen. Und irgendwann ruft dann der schnöde Mammon so laut, daß man doch nur diese eine Tour, diesen einen Gig spielt, dann aber ganz bestimmt aufhört. Aber nicht merkt, daß man damit sein eigenes Denkmal zerstört. Nicht wahr, verehrte Herren von Queen oder The Who?
Was das alles mit Robert Plant zu tun hat? Nun, seit 25 Jahren wehrt er vehement Wünsche nach einer Led-Zeppelin-Reunion ab. Ohne John 'Bonzo' Bonham sei es eben nicht Led Zeppelin. Er geht sogar so weit und weigert sich beharrlich, "Stairway to heaven" live zu spielen, obwohl andere Zep-Klassiker für ihn kein Problem sind. So geht's also auch. Vor allem, wenn man als Solokünstler ebenfalls erfolgreich ist. Und seit ein paar Jahren seinen werweißwievielten Frühling durchlebt. Jetzt hat er sogar wieder eine richtige Band um sich geschart.
Hielten sich The Strange Sensation beim Vorgängeralbum "Dreamland" noch dezent im Hintergrund, so dürfen sie mittlerweile mit ihrem guten Namen für das vorliegende neunte Soloalbum stehen. Welches mit "Another tribe" einen wunderbaren Beginn findet. Dezente Weltmusik-Anleihen, jedoch ohne in Ethno-Anbiedereien abzudriften, sanfte, an "Kashmir" erinnernde Streicher sowie ein Akustikgitarren-Riff, das ohne Ablenkung den Weg Richtung Tanzbein findet. Oder wahlweise zum Kopfnicken. Über allem die immer irgendwie entrückt wirkende Stimme des Meisters.
"Shine it all around" wiederum gerät zu einem herrlich stampfenden Rocker, durchsetzt mit warmen Keyboard-Sounds aus dem Hause Wurlitzer. Gefolgt von "Freedom fries", einer bitteren Spitze auf ebenjene Kartoffelprodukte, bei der sich die Gitarristen Justin Adams und Skin Tyson austoben dürfen. Überhaupt die Band: Diese fünf jungen Herren könnten allesamt "Daddy" zu Robert Plant sagen, schaffen es aber, einen erdigen, im positiven Sinne altmodischen Sound zu kreieren, als seien sie mindestens so alt wie Plant selbst. Einzig dezentes Geplucker verrät die Jugend der Musiker.
Wollte man jeden großartigen Moment, jeden wohligen Schauer dieses Albums beschreiben, es würde den Platz dieser Rezension bei weitem sprengen. Ansätze von Haaren in der vielzitierten Suppe sind lediglich zu finden, wenn der ein oder andere Song etwas ungestüm ausgeblendet wird und somit wie ein eiliger Radio-Edit klingt. Ansonsten ist Robert Plant nach Jahren wieder ein kleiner Klassiker gelungen. "Mighty rearranger" ist ein großartiges Alterswerk eines großartigen Künstlers. Wer fragt da noch nach Reunion?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Freedom fries
- The enchanter
- Mighty rearranger
Tracklist
- Another tribe
- Shine it all around
- Freedom fries
- Tin pan valley
- All the king's horses
- The enchanter
- Takamba
- Dancing in heaven
- Somebody knocking
- Let the four winds blow
- Mighty rearranger
- Brother Ray
Referenzen