The Books - Lost and safe
Tomlab / IndigoVÖ: 04.04.2005
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Als wir uns letztes Mal gefragt haben, was das wohl für Menschen sein müssen hinter The Books, da sind wir zugegebenermaßen nicht besonders weit gekommen. Zwei unspektakuläre Kunststudenten, die es mit ihrer zweiten Platte "The lemon of pink" fertigbrachten, den großen Beatles-Versuch "Revolution 9" auf Albumlänge zu strecken. Typen, die man gerne für verrückt oder wenigstens höchst eigenartig erklärt hätte. Und dabei waren sie doch nur auf der Suche nach einer anderen, immerhin sehr eigenwilligen Sorte Schönheit, die sie zusammensetzen wollten aus den Geräuschen ihrer Laptops, dem Klagen ihrer Streicher und ganzen Festplatten voller merkwürdiger Sound- und Sprechsamples. Experimental-Musik im Endstadium. Oder doch der Anfang einer neuen Sichtweise von Pop. Man hatte die Wahl.
18 Monate später nun, während man vielleicht gerade anfängt, sich in der Welt der Books zurechtzufinden, haben sie den Nachfolger "Lost and safe" fertig. Eine Platte, sagen die Leute, die deutlich songorientierter ausgefallen sei, gepackt von folkiger Leichtigkeit und erdacht aus Ideen, die konsequenter zu Ende gebracht wurden. Könnte man ja leben mit. Aber eigentlich: Songs sind das noch immer lange nicht. Dann schon eher wieder viel Einzelnes, per Copy&paste sozusagen virtuos vernetzt, und höchstens durch ein deutliches Mehr an schleierhaften Sprachaufnahmen zusammengehalten. Die leuchtenden Momente, die Augenblicke der Ahs und Ohs, die bisher noch jede Books-Platte versprochen und versteckt gehalten hatte - man darf sie sich wieder in kleinster Frickelarbeit zusammensuchen.
Oder: Man macht einfach gar nichts und läßt sich stattdessen finden. "The Books suggest we set our hearts on doing nothing / And then nothing's left undone", lautet eine der verschlüsselten Botschaften aus dem freischwebenden Opener "A little longing goes away". Füße hoch also, Mütze ins Gesicht und zugehört. "Be good to them always" zersägt Cello-Splitter in gewissermaßen bewährter Manier. "None but shining hours" ist mit seinem faltenfreien Gesang tatsächlich so was wie ein Lied im klassischen Sinn. Und "It never changes to stop" umgarnt sein selbstvergessenes Banjo-Picking mit den dramatischsten Streichern, die diese Männer bisher gefunden haben. Als hätte jemand die besten Szenen aus "Vom Winde verweht", "Eternal sunshine of the spotless mind" und "Tiger & Dragon" zu einem neuen Film zusammengeschnitten. Musik von Schönheitschirurgen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- It never changes to stop
- An animated description of Mr. Maps.
- If not now, whenever
- An owl with knees
Tracklist
- A little longing goes away
- Be good to them always
- Vogt dig for kloppervok
- Smells like content
- An animated description of Mr. Maps.
- Venice
- None but shining hours
- If not now, whenever
- An owl with knees
- Twelve fold chain
Im Forum kommentieren
honk
2008-06-26 18:33:24
Wann kommt endlich was neues von denen? Diese Teletubbie Atmo auf The Lemon of Pink weiß jedes mal zu begeistern.
Daniel
2006-12-11 12:01:21
Hatte am Samstag das Vergnügen die beiden live zu hören+sehen. Hut ab - war toll... War mir gar nicht bewußt, wie konzerttauglich diese Musik ist. Und ich war nicht der einzige, der begeistert war...
Dän
2006-11-09 22:55:03
Teilweise. Es ist schon "songorientierter" und hat mehr richtigen Gesang. Aber es ist auch immernoch unverkennbar The Books.
Daniel
2006-11-09 22:53:03
Bin begeistert von den ersten beiden Platten "Thought for food" und "The Lemon of Pink" - habe aber gelesen, das die "Lost & Safe" doch eher in eine neue Richtung geht. Würde mich interessieren, ob das stimmt...
Konsum
2006-09-27 03:12:31
Sehr, sehr schön. Werde mir wohl mal eine CD von denen zulegen.
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