
Lab - Where heaven ends
Drakkar / Sony BMGVÖ: 29.03.2005
Teufel nochmal
Der Finne an sich und als solcher ist ja wirklich nett. Ein wenig verschroben, aber nett. Und irgendwie immer ein bißchen traurig. Schließlich muß der Ruf des Landes mit der höchsten Selbstmordrate in Europa ja gepflegt werden. Also seufzt und schmachtet der Finne oft und gerne. In Finnland mag man aber auch Musik. Nette Musik. Ebenfalls bisweilen ein wenig verschroben, aber nett. Was liegt also näher, als diese Vorlieben zu kombinieren, dachte man sich und schenkte uns HIM und The Rasmus undsoweiter. Und fuhr fortan die Kohle mit der Schubkarre nach Hause.
Dann wurden sie beklaut. Schändlich beraubt und kopiert von Holländern, Deutschen und Amis. Doch jetzt ist Schluß. Jetzt machen sie's wieder selbst. Jetzt kommen Lab zu ihrem Durchbruch. Und das Rezept ist so einfach: Zuerst nehme man eine Single mit einer griffigen Hookline, die nach zwei Minuten auch der unmusikalischste Rauhbauz nachpfeifen kann. Und was man pfeifen kann, paßt auch prima als Klingelton, richtig? Richtig. Doch bleiben wir fair: "When heaven gets dirty" ist wirklich ein nettes Stück Musik, in dem für jeden etwas dabei ist: Ein wenig Klavier für den HIM-Jünger, erwähnt nette Melodien zum Mitträllern und ein wenig Pseudo-Erotik für den zwölfjährigen Nachwuchsschwarzkittel von nebenan. "She's great when she's good / When she's bad she's better / Paradise is not hers / She's got guilty pleasures."
Fertig ist die VIVA-Rotation. Klappt doch. Na, dann kann man's ja nochmal probieren. Und nochmal. Und nochmal. Insgesamt elfmal. Schmachtend wie Ville Valo, verrucht wie Shirley Manson, ein wenig düster wie Amy Lee, drückt Sängerin Ana den Songs ihren Stempel auf. Nur handelt es sich um ein und denselben Stempel. Und die Griffigkeit der Melodien wandelt sich in Kleister, der jeden Ansatz von Eigenständigkeit in den Songs zunichte macht. Nur kurz, nämlich bei "Super hero" blitzt noch mal ein wenig musikalische Kreativität auf, dann ist Schluß.
Lab tun mit ihrem angedüsteren Rock niemandem weh. Die Gitarren klimpern schön dezent im Hintergrund, alle Konzentration gilt Frontgrazie Ana. Die erledigt ihren Job nicht schlecht, beileibe nicht. Handwerklich durchaus gefällig, bringt sie darüber hinaus den Hormonhaushalt des Dunkelteens kräftig durcheinander. The Rasmus für Jungs sozusagen. Doch nachhaltig ist das alles nicht. Irgendwie wie Fast Food. Für den Moment wirklich lecker, den Appetit stillend, aber die Geschmacksnerven trotzdem zupappend und dabei nach kurzer Zeit wieder in Vergessenheit geratend. Der Zielgruppe dürfte es egal sein. Bei Jamba! warten schon die nächsten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- When heaven gets dirty
- Super hero
Tracklist
- When heaven gets dirty
- Danger
- Love like hell
- Insane with love
- Raining dogs
- Who is she?
- Goddess
- Torture for two
- Super hero
- Did you ever hate me?
- Where heaven ends
Referenzen