Saul Williams - Saul Williams

V2 / Rough Trade
VÖ: 11.04.2005
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

51 cent

Manche Dinge brauchen Zeit. Manches muß reifen. Wut muß reifen. Sich aufstauen über Jahre, geformt und in eine Richtung gebracht werden. Wenn sie nicht blind, sondern produktiv sein soll. Wenn sie treffen soll. Dort, wo die Wurzeln sind. Bei Saul Williams soll sie. Muß sie. Er war schon Ende zwanzig, als sein überwältigendes Debüt "Amethyst rock star" vor vier Jahren erschien wie Jesus und den HipHop zur Schlachtbank führte. Er war die einzig denkbare Zukunft der Musik, die er soeben selbst zur Strecke gebracht hatte. Und er hat das einzig richtige gemacht. Durchatmen, zurücklehnen. Aufsaugen, aufstauen. "There's nothing more powerful / Than an idea / Whose time has come."

Bush, 9/11, Terror=Krieg, Re-Bush, Pimp my Rap - seit 2001 ist eine schreckliche Menge Wasser über Saul Williams Mühlen geflossen. Und weil er sich die nötige Zeit genommen hat, die Dinge zu sichten und zu ordnen, ist ihm gelungen, was praktisch unmöglich war: eine zweite Platte, die irgendwann von der gleichen Wut gepackt wurde, wie ihr Vorgänger. Allein, wie uns Williams durch die erste, atemlose Hälfte des Albums hetzt: vorbei an treibenden Live-Drums, grellen Gitarren und einer Stimme aus Feuer. Früher hätte man dazu Crossover gesagt. Heute paßt das besser als je zuvor.

Rick Rubin als Produzent war diesmal gar nicht mehr nötig, um die Dinge zu bündeln. Stattdessen mischen sich mit Serj Tankian und Zack de la Rocha zwei andere übliche Verdächtige unter den Protestmarsch. Ersterer schrieb die hastige Klavierlinie, über der sich Williams und eine Opernsängerin in "Talk to strangers" angiften. Und der Ex-RATM-Mann fegt einmal quer durch "Act III scene II (Shakespeare)", eine gewaltige Analogie auf Mr. W., die diesen Gastauftritt aber noch nicht mal gebraucht hätte. Weil Williams längst alleine am besten ist. Siehe "Telegram". Wasserstandsmeldungen zum Thema Rap. Das Gegenteil von 50 Cent. He got game. HipHop auf des Messers Schneide.

Überraschungen dann nach hinten raus. Wo "Amethyst rock star" zum Ende hin wärmer und soulful wurde, ist sein Nachfolger das genaue Gegenteil. Die Beats klingen maschineller und abgehackter, die Platte wird ruhiger, packt weniger fest zu. Williams ist plötzlich nicht mehr bloß der Ankläger mit Flammenwerfer und nervösem Augenlid: Er zeigt sich verletzlich und introvertiert, manchmal gar ehrlich ratlos. Aber gerade weil die Welt am Krückstock geht und die Dinge längst auch an ihm selbst nagen, bleibt Williams' Kampfgeist ungebrochen. Keine Sorge deshalb. It takes a nation of millions to hold him back. Immernoch. Corporate America: Der Krieg ist noch nicht gewonnen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Talk to strangers
  • Telegram
  • List of demands (Reparations)
  • Black Stacey

Tracklist

  1. Talk to strangers
  2. Grippo
  3. Telegram
  4. Act III scene II (Shakespeare)
  5. List of demands (Reparations)
  6. African student movement
  7. Black Stacey
  8. PG
  9. Surrender (A second to think)
  10. Control freak
  11. Seaweed
  12. Notice of eviction
Gesamtspielzeit: 44:21 min

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cds23

2007-09-24 17:18:45

Ist längst fertig geschrieben und laut nin.com auch fertig produziert. Ob und wann dieses Jahr das Album kommt, steht leider nirgends geschrieben.

reena

2007-06-23 16:33:04

*wart* was ist denn jetzt überhaupt aus dem neuen Album geworden?

xero

2006-06-13 20:02:27

im berliner schauspielhaus...sry^^

xero

2006-06-13 20:00:06

im oktober is saul in berliner schauspielhaus, um sein 30 minütiges stück ",said the shotgun to the head" zu präsentieren. und ich bin warscheinlich auf der bühne als backgroundchor :)...

cds23

2006-05-11 23:24:30


Das Unglaubliche (für mich selbst) ist, dass Saul Williams wohl der einzige Künstler ist, von dem ich glaube dass er das Zeug hat sich nochmal zu übertreffen, selbst nach 2 Meisterwerken wie Amethyst rock star und Saul Williams. Mit einem solchen Produzenten im Rücken ist stark davon auszugehen, dass die Platte wieder etwas experimenteller wird. Hach, was freue ich mich über eine solche Nachricht. Und was würde ich mich noch viel mehr freuen, wenn die Platte tatsächlich schon nächstes Jahr erscheint. *fieber

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