Hot Hot Heat - Elevator

Sire / Warner
VÖ: 04.04.2005
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Höher, schneller, weiter

Hot Hot Heat haben nun wirklich ein beneidenswertes Gespür für Timing. Das furiose "Make up the breakdown" war vor zwei Jahren das richtige Album zur richtigen Zeit. Als die ersten Sonnenstrahlen das Dickicht der Winterwolken durchbrachen und die Stimmung nur darauf wartete, über Normalnull gehoben zu werden, standen sie bereit. Und jetzt sind Hot Hot Heat wieder da, als man sie dringend gebraucht hat. 2005 wird ein geiler Sommer, das steht jetzt schon fest oder wird zumindest Glauben gemacht, nachdem man "Elevator" gehört hat. Hey hey hey.

Die neue Hot Hot Heat nämlich hat wieder mehr Schmiß, als die Polizei erlaubt und bringt jede Radarfalle zum Explodieren. Genau das richtige für sommerliche Autofahrten bei heruntergelassenen Fenstern und heruntergekurbeltem Verstand. Weil die Durchhörbarkeit sogar noch weiter erhöht wurde. Klar, einen Hit wie "Bandages" schreibt man vermutlich nur einmal, und auch ein "Oh, goddamnit" sucht man vergeblich. Dafür finden sich 13 Songs ohne Ausfall, aber einer Riesenportion guter Laune.

Gleich mit der ersten Single "Goodnight goodnight" haben sie einen im Sack. Wie kriegt man nur so viel Catchiness in zwei Minuten, ohne daß sich die nach außen wölben und zu unschönen Dellen neigen? Wie können die nur so überkandidelt bis zum Gehtnichtmehr sein, ohne auch nur die Spur zu nerven? Und wie hier auch noch über sowas wie das Verlassenwerden singen und am Ende jeden überzeugt haben, daß das eine Spitzensache ist?

Um die vier Kinder in den vier Männern unter Kontrolle zu bringen und ihnen nur die Spielzeuge in die Hände zu geben, an denen sie sich nicht verletzen, brauchte es natürlich einen ganz besonderen Aufseher. Meister Dave Sardy höchstpersönlich verspürte nach seinen Produktionen für die Red Hot Chili Peppers, Helmet, Slayer oder Marilyn Manson die Lust auf eine Aufgabe der ganz besonderen Art. Und lud sie nach L.A. in sein Studio ein. Wollen wir hoffen, daß sein Equipment den Besuch von Hot Hot Heat heil überstanden hat.

Gehören ihm also die Hände auf dem Cover, die die Marionetten Hot Hot Heat steuern? Das Bild jedenfalls kommt überhaupt nur hin, wenn die Finger des Puppenspielers von dauerhaften Krämpfen geschüttelt werden. Bei Hot Hot Heat wippt der Kopf, da zuckt der Zeh, da zwirbelt die Muschel gefährliche Würmer ins Ohr. Gerade die Uptempo-Songs verlangen einmal mehr nach einem Waffenschein. "Running out of time" und "Shame on you" gehen unwiderstehlich nach vorn, "Pickin' it up" packt die Orgel aus, und "Dirty mouth" reitet auf der Akustischen durch die Prärie.

Erstaunlich, daß Hot Hot Heat neuerdings auch das Bremspedal entdeckt haben. Der Titelsong ist fast schon wehmütig, und bezüglich des klimpernden "Middle of nowhere" faselt der Plattenfirmentext irgendwas von der "Melodieführung". Ha! Das ist gut. Und genau das Wort, das wir gesucht haben für Hot Hot Heat. Spätestens mit "Elevator" nämlich haben Hot Hot Heat die Führung aller Melodieklassen übernommen. Und keiner wird sie so schnell von dort vertreiben können. Wo oben ist, sind Hot Hot Heat.

(Armin Linder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Goodnight goodnight
  • Pickin' it up
  • Island of the honest man

Tracklist

  1. Introduction
  2. Running out of time
  3. Goodnight goodnight
  4. Ladies and gentlemen
  5. You owe me an IOU
  6. No jokes - Fact
  7. Jingle jangle
  8. Pickin' it up
  9. Island of the honest man
  10. Middle of nowhere
  11. Dirty mouth
  12. Soldier in a box
  13. Shame on you
  14. Elevator
Gesamtspielzeit: 37:47 min

Im Forum kommentieren

Jaggy Snake

2020-11-19 15:35:41

Ich liebe dieses Album. Hat mir die Abizeit ganz schön versüßt (lang lang ists her...)

pounzer

2020-11-19 14:30:21

Ich hab die Band damals erst mit der Future Breeds für mich entdeckt. Finde das auch nach wie vor (vielleicht umstritten) ihre stärkste Platte.

Termin am tor

2020-11-14 15:10:43

Gerade in Dauerrotation: Hatte vergessen, wie gut die Platte ist. Ohne Ausfall, vom Anfang bis Ende wurderbar durchzuhören.

Schwer, einzelne Favoriten zu benennen: Pickin it up, Ladies ans gentlemen, Dirty mouth.

Dass das Album in der VISIONS ne 9,8 bekommen hat im Soundcheck, ist dann doch was hochgegriffen, aber die 8/10 aus der schön geschriebenen Rezi ist allemal verdient.

Schade, dass die Band danach so abgebaut hat und im Jahr 2020 nahezu vergessen ist.

electrolite

2005-07-15 06:30:55

Kaum ohne Skip-Taste zu hören das Ding.

Massenware 6-7 von 10

Roger

2005-07-14 14:31:24

hatte mir die Scheibe aufgrund der tollen Kritiken zugelegt und konnte keine grosse Begeisterung für das Teil entwickeln. Da gefallen mir die Alben von the Kaiser Chiefs und Maximo Park einiges besser...

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