Various Artists - Sing a song for you - Tribute to Tim Buckley

Manifesto / EFA
VÖ: 18.09.2000
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Kunst und Künstlichkeit

Fünfundzwanzig Jahre ist es nun schon her, daß Tim Buckley an den Folgen einer Überdosis gestorben ist. Zeit also für eine Hommage an diesen Musiker, der in seiner neunjährigen Schaffenszeit seltsam schöne Songs veröffentlichte. Seine Stimme umfaßte (ähnlich wie bei Sohn Jeff) mehrere Oktaven, seine Musik schwankte zwischen Folksongs, liebeskranken Balladen und sehr experimentellen jazzigen Songs, beeinflußt von Musikern wie z.B. Miles Davis. Kein Wunder, daß Buckley von vielen Musikern als Einfluß für ihre eigene Laufbahn genannt wird, obwohl wenige Coverversionen von Buckleys Songs zu Hits wurden. Eine Ausnahme stellt hier \"Song to the siren\" von This Mortal Coil, welches dann von Everything But The Girl und den Chemical Brothers gesampelt wurde, dar.

Interessanterweise finden sich auf diesem Album viele Musiker wieder, die auch beim Projekt This Mortal Coil mit den Songs von Tim Buckley in Berührung kamen, so z.B. Brendan Perry von Dead Can Dance, Shelleyan Orphans Sängerin Caroline Crawley oder Simon Raymonde von den Cocteau Twins. Zu den weiteren bekannten Musikern auf diesem Album gehören Mark Lanegan von den Screaming Trees und Mojave 3 (deren Sänger Neil Halstead ein weiteres Lied beisteuerte).

\"My life does not depend on Top 40. [...] I just don\'t fit there. [...] You gotta come up with something new.\", so Tim Buckley in einem Interview, ein Motto, unter dem auch dieses Album stehen könnte. Mark Lanegans tieftrauriges \"Café\", ein sehr langsames und ruhiges Lied, welches sowohl seinen Soloalben als auch der sehr düsteren Stimmung des Originals treu bleibt, ist dank seiner sparsamen Instrumentierung und dem leicht bedrohlichen Unterton in der Stimme wohl der schönste Song auf diesem Sampler. Mit etwas mehr Tempo als \"Café\" geht Cousteaus \"Blue melody\", ein Song, der vor allem dank der Stimme des Sängers für Gänsehaut sorgt, ebenfalls in diese Richtung.

Brendan Perry zeigt in \"Dream letter\", daß Buckleys Songs durch eine moderne Instrumentierung (Synthies und Vibraphon) nichts von der Qualität verlieren, die man bei wenigen heutigen Songwritern findet. Auch bei \"Song to the siren\", hier in einer Version von The Czars, zeigt sich, daß man Buckleys Songs durch behutsame Neuinstrumentierung an heutige Hörgewohnheiten anpassen kann, bewiesen durch eine Americana-Version dieses Stücks. Neal Halstead geht den umgekehrten Weg: Er hält sich sowohl bei seinem Solobeitrag \"Phantasmagoria in two\" als auch bei \"Love from room 109 at the Islander\" von der Instrumentierung her sehr nahe an die Originalversionen, ohne jedoch das Flair von Mojave 3 aufzugeben.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Bei den Versuchen, Buckleys Originalen etwas neues zu entlocken, fallen sowohl Heather Duby in \"I must have been blind\" als auch The Lilys in \"Strange feelin\'\" gehörig auf die Nase. Der billige Powerpop von \"Strange feelin\'\" beraubt das Stück seiner jazzigen, von Miles Davis inspirierten Grundlage, was weder dem Song noch der Band besonders gut tut. Heather Duby zerstört einen von Buckleys schönsten Songs durch den Versuch, daraus eine Rockballade zu machen. Auch Genevas \"Pleasant street\" wirkt trotz der spannenden Instrumentierung (schräge Beats, leise elektrische Gitarre, viel Elektronik) nach dem zweiten Hören eher langweilig, was allerdings auch an der Länge des Songs liegt.

Die restlichen Stücke auf diesem Album sind recht solide Interpretationen der Originalstücke, fallen allerdings nicht wirklich auf. Im großen und ganzen ist dieses Tribut recht gelungen, da es Appetit auf die Originale macht - und auf einen Musiker aufmerksam macht, der weder zu seiner aktiven Zeit noch danach seinen Insiderstatus verloren hat. Alleine dafür ist der Plattenfirma zu danken.

(Ralph Angenendt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Love from room 109 at the Islander (Mojave 3)
  • Café (Mark Lanegan)
  • Blue melody (Cousteau)
  • Song to the siren (The Czars)

Tracklist

  • CD 1
    1. Sing a song for you (Moose)
    2. Morning glory (Simon Raymonde and Anneli Drecker)
    3. Dream letter (Brendan Perry)
    4. Love from room 109 at the Islander (Mojave 3)
    5. Because of you (The friendly science orchestra)
    6. Café (Mark Lanegan)
    7. Buzzin' fly (Shelleyan Orphan)
    8. I woke up (Mike Johnson)
    9. Blue melody (Cousteau)
  • CD 2
    1. I must have been blind (Heather Duby)
    2. Sweet surrender (Dot Allison)
    3. Pleasant street (Geneva)
    4. Strange feelin' (Lilys)
    5. Happy time (The mad scene)
    6. Phantasmagoria in two (Neil Halstead)
    7. Once I was (Tram)
    8. Song to the siren (The Czars)
Gesamtspielzeit: 86:43 min