
Porcupine Tree - Deadwing
Lava / WarnerVÖ: 29.03.2005
Wolke sieben
Manchmal kann das Musikgeschäft wirklich brutal sein. Da produziert man ein Album, welches allerorten in den höchsten Tönen gelobt wird und findet dennoch in der Öffentlichkeit nicht statt. Porcupine Tree stellen eben alles andere als den "Sound of muzak" dar, der auf "In absentia" bitter beklagt wird. Sie stehen für so anspruchs- wie niveauvolle progressive Kost. Nun liegt die Gefahr nahe, auf eben jenen kommerziellen Erfolg zu schielen und ein Album zu produzieren, welches die vielzitierten breiteren Käuferschichten ansprechen könnte. Nicht jedoch bei Steven Wilson.
Ganz im Gegenteil: Der Mann, dessen Schöpfung Porcupine Tree letztlich ist, wagt es tatsächlich, noch sperriger vorzugehen. Und knallt dem erwartungsfrohen Hörer mit "Deadwing" einen Opener vor die Brust, daß zunächst die Luft wegbleibt. Auf knapp zehn Minuten wird die hohe Schule des Progressive Rock im dritten Jahrtausend zelebriert. Zunächst einstimmend, umschmeichelnd. Wie ein gelungenes Vorspiel. Doch wird dank Opeth-Shouter Mikael Akerfeldt der Refrain gepreßt herausgehaucht. Nur eine kurze Atempause durch ein wie beiläufig eingeworfenes Break wabernder Gitarren. Dann plötzlich Riffs wie auf einem Metal-Album. Und das ganze wieder zurück zum Anfang. Weltklasse.
Nein, hier ist definitiv keine Note berechnet, hier verwirklicht ein Mann seine Vision von Musik. Auch wenn wie bei "Shallow" manch Einsatz etwas simpel hardrockig geraten ist. Denn spätestens bei "Lazarus" sind sie wieder da, die weltfernen (nicht -fremden!), entrückten Texte, von Wilson fast schüchtern vorgetragen. "Follow me down / To the valley below / You know / Moonlight is bleeding / From out of your soul." Ein sanfter Piano-Lauf gepaart mit einer ruhig slidenden Gitarre hüllt den Hörer ein, der ebenso entrückt mitschwelgt.
Um dann vom dank Bassist Colin Edwin feist pumpenden "Halo" aus der trügerischen Ruhe gerissen zu werden. Nach langen Jahren haben sich mit Edwin, Richard Barbieri (Keyboards) und Gavin Harrison (Drums) Musiker gefunden, die Wilsons Ideen kongenial umzusetzen imstande sind und sogar noch eigene Ideen zum Songwriting beisteuern. Aus dem Ein-Mann-Projekt von einst ist eine wahre Band geworden.
Auch wenn Wilson bisweilen die Pferde ein wenig durchgehen, ist "Deadwing" mitnichten flügellahm. "Arriving somewhere but not here" schlägt zwar wilde Haken zwischen Dream Theater und dem eigenen "Heartattack in a layby", doch ganz selten nur laufen Porcupine Tree Gefahr, sich im Ideendickicht zu verheddern. Meist verhält sich das Album wie ein Fluß, der bekanntermaßen nie zweimal gleich aussehen kann. Jede Annäherung offenbart neue, faszinierende Aspekte. Wieder einmal haben Porcupine Tree ein Kunstwerk geschaffen. Und wieder einmal wird dieses Album nur einen verschwindend kleinen Käuferkreis finden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Deadwing
- Lazarus
- Halo
Tracklist
- Deadwing
- Shallow
- Lazarus
- Halo
- Arriving somewhere but not here
- Mellotron scratch
- Open car
- Start of something beautiful
- Glass arm shattering
Im Forum kommentieren
Hoschi
2023-09-10 14:26:05
Muss gestehen, ich hör unter Tidal mit meinen Sony WF1000MX4 im LDAC Codec keinen nennenswerten Unterschied.
Bin da bei Keenan. Die Deadwing klang schon immer ziemlich stark.
Hab gerade den direkten Vergleich zur alten Version gemacht.
Die neue ist leicht lauter, ja, und die Höhen sind etwas prägnanter(aber wirklich nur in Nuancen) aber mehr höre ich da wirklich nicht, sorry :)
Kann aber daran liegen dass es unter Tidal eh schon deutlich besser klingt als der Spotify 320kbit Mix.
OMalley
2023-09-10 14:05:32
Aber Du hörst schon einen Unterschied, oder?
keenan
2023-09-10 13:57:26
Ok, also ich fand deadwing schon immer gut produziert, weiß nicht was da besser sein sollte...
Wünsche mir lightbulb Sun oder andere Alben mal neu eingespielt. Die wirken nämlich ziemlich angestaubt.
OMalley
2023-09-08 21:03:51
Die Remastered Version ist jetzt draussen. ALTER WAS EIN SOUNDPLUS!!!! Selbst schon bei spotify!
Lateralis84skleinerBruder
2022-12-20 19:09:58
Ich finde es mit Capo im 3. oder 5. Bund auch deutlich angenehmer zu greifen. Du kannst es aber auch ohne spielen :)
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