Madrugada - The deep end
Virgin / EMIVÖ: 21.03.2005
Eiswüste
Die Jungs von Madrugada behaupten, stets ihrer aktuellen Stimmung und Situation entgegenzuarbeiten. Geht es ihnen schlecht, klingen ihre Songs nach Sommersonnenschein und Kraftmeierei. Aktuell scheint das Bandbefinden sich demzufolge auf einem Höhepunkt zu befinden. Denn "The deep end" hat wieder diese emotionalen Abgründe und wartet auf mit einer elegischen Melancholie, die Fans auf dem vorwärtsrockenden Vorgänger "Grit" schmerzlich vermißt hatten. Daß den Norwegern "die Stunde vor Sonnenaufgang" gehört, wie die Plattenfirma orakelt, wird mit "The deep end" tatsächlich wieder manifest. Gothicdesertrock mit allerdings eindeutigen Alterserscheinungen.
Denn gleichzeitig mit der Rückkehr zum Schwermütigen hält auch ein so nicht gekannter, glattpolierter Sound Einzug. Das mag daran liegen, daß Madrugada erstmals mit einem Produzenten in kalifornischen Studios gearbeitet haben. Dank der Arbeit von George Drakoulias (produzierte u.a. Tom Petty, The Black Crowes oder Primal Sream) klingen die Mannen um Sänger Sivert Høyem an manchen Stellen wie eine Kreuzung von R.E.M. und Tito & Tarantula. Zwar ist wie im Auftaktstück "The kids are on high street" oft viel Raum für imaginäre Fahrten durch irgendwelche Soundwüsten des amerikanischen Westens, doch anstelle von möglicherweise kreativitätsförderndem Durst scheint allerorten eine musikalisch-schöpferische Sattheit durch, die den großen Wurf verhindert.
Dennoch ist "The deep end" ein gutes Album. Menschen mit Hang zum Pathos und mit Mut zum großen Gefühl werden mit getragenen Gesängen samt sphärischen Chören entlohnt. Klangflächen mit dem klassischen Desertrock entlehnten Gitarren ("The last Gospel") und hoppelnde Bassbeats ("Hard to come back") samt spanischen Texteinwürfen weisen die Richtung gen Süden. Norwegen und der gemeinhin mit der dortigen Musikszene verbundenen Kargheit im Ausdruck sind Madrugada endgültig entwachsen. Sie sahen sich sowieso nie als Teil einer wie auch immer gearteten nordischen Musikwelt. Uramerikanisch klingt nämlich auch einer der wenigen Kracher auf dem Album. "Ramona" schlägt mit voller Wucht eine Bresche in die ansonsten vorherschende Lautmalerei und deutet an, was ansonsten vor allem Madrugadas Liveauftritte kennzeichnet: Vehemenz und Durchschlagskraft.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The kids are on high street
- Ramona
Tracklist
- The kids are on high street
- On your side
- Hold on to you
- The stories from the streets
- Running out of time
- The lost gospel
- Elektro vakuum
- Subterranean
- Hard to come back
- Ramona
- Slow builder
- Sail away
- Live in the city
- I'm in love
Im Forum kommentieren
The Hungry Ghost
2014-07-10 21:46:29
"The Kids Are On High Street" ist wirklich überragend schön.
"What's On Your Mind" vom letzten Album finde ich aber auch wunderbar:
http://www.youtube.com/watch?v=UWvtxbLOmU8
The MACHINA of God
2014-07-10 14:16:54
"The kids are on high street"... vielelicht ihr bester Song überhaupt.
stativision
2011-04-03 18:51:44
gutes album mit leichten schwächen in der zweiten hälfte. hätte anhand der rezension viel weniger erwartet.
conorocko
2007-05-23 22:07:00
geiles stück
Armin
2006-01-13 20:02:57
Madrugada Live At Trafalmadore Album 03.02.
Madrugada: Live Doppel Album
Nur zwölf Tage nach dem in Oslo aufgezeichneten Konzert wurde das neue Live-Doppelalbum von Madrugada im Dezember 2005 in Norwegen veröffentlicht - und stieg direkt auf Platz #1 der norwegischen Charts ein. Bereits nach wenigen Tagen hatte es Platin-Status erreicht.
"Live At Trafalmadore" ist ein klassisches Live-Album, das das musikalische Schaffen der Band über die letzten sieben Jahre in eindrucksvoller und energiegeladener Live-Atmosphere dokumentiert - eben in allerbester Madrugada-Manier.
www.madrugada.net
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