Kino - Picture

Inside Out / SPV
VÖ: 28.02.2005
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Spätvorstellung

John Mitchell von Arena. John Beck, früher bei It Bites. Chris Maitland, ehedem bei Porcupine Tree. Pete Trewavas von Marillion und Fundamentgeber bei Transatlantic. Ein paar Wochen Studioklausur. Darf man dieses Paket wirklich als "Prog-Supergroup" bezeichnen, auch wenn die Herren nur eingefleischten Freaks bekannt sind? Ist bei einer solchen Zusammenstellung nicht die Gefahr des Reißbrett-Rock allgegenwärtig? Viele Fragen, die sich aufdrängen. Und doch lohnt es sich, die Spätvorstellung zu besuchen, wenn es schon nicht für die Sneak Preview gereicht hat.

Und diese Vorstellung beginnt nur scheinbar leicht und locker. Denn "Losers' day parade" überrascht mit einer Fülle von Ideen. Zunächst kommt wie so oft das trügerische Gefühl eines flockig klimpernden Rock-Songs. Nur trügen die Hausbands der Herren nicht das Gütesiegel "progressiv", könnten sie nicht mit ein paar netten Überraschungen aufwarten. Locker rockend wie bei Asia, überraschende Breaks wie bei Spock's Beard, kompakt wie bei Marillion und jede Menge Grooves und Harmonien wie bei King's X - ein würdiger Opener. Und selbst die Beatles lassen kurz von sich hören. Klingt verquast, ist es aber nicht. Ganz und gar nicht. Cocktail statt Eintopf, heißt hier die Devise.

So kann's weitergehen. Und es geht so weiter. "Leave a light on" ist der perfekte Soundtrack zur beschwingten Cabrio-Ausfahrt. Die abrupt endet. Denn "Swimming in women" verlangt volle Aufmerksamkeit. Zunächst scheint der Song etwas banal zu sein. Doch irgendwas ist noch dabei, irgendwie wäre diese Erklärung zu einfach. Ein Blick ins Booklet, kurzes Studium des zugehörigen Fotos, intensiveres Studium der Lyrics, und der Rezensent kippt vor Lachen vom Stuhl. Wenn man Augenzwinkern hörbar machen kann, dann hier.

Tja, und plötzlich geht fast ein wenig die Luft aus. Hart an der Grenze zum Banalen eiern Songs wie "All you see" oder "Perfect tense" vor sich hin, nur durch die Klasse der Musiker vor dem Flop gerettet. Doch auf den letzten Drücker geben die Herren nochmals Gas. Wie beim Showdown, wenn der Gute den Bösen konfrontiert, wartet "Holding on" mit grollenden Keyboard-Teppichen, Frickeleien und genialen Spannungsbögen auf. Wer noch im Zweifel war, ob man "Picture" in die Prog-Schublade einsortieren darf, erhält hier die eindeutige Antwort: man darf.

Alles in allem ist "Picture" der gehobenen Schule zuzurechnen. Breitwandsounds für den Hifi-Fetischisten, lockere Melodien für den Autofahrer und stilistisch unaufdringlich, doch eine klare Marschroute verfolgend. Hier trifft sich keine Truppe von Altrockern für eine Handvoll Dollar, hier wird auch bei den schwächeren Songs zu jeder Zeit Spielfreude deutlich. Und wer auf weitere unvermeidliche Wortspiel gewartet hat, hier sind sie: großes Kino! Kein Multiplex-Saal zum Konsumieren und wieder Vergessen jedoch, sondern intelligentes Programmtheater. Und echtes Feuilleton eben.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Losers' day parade
  • Swimming in women
  • Holding on

Tracklist

  1. Losers' day parade
  2. Letting go
  3. Leave a light on
  4. Swimming in women
  5. People
  6. All you see
  7. Perfect tense
  8. Room for two
  9. Holding on
  10. The picture
Gesamtspielzeit: 54:57 min

Im Forum kommentieren

Pat

2006-01-09 13:58:03

ich dachte auch dein name käm daher...

Murk

2006-01-09 12:11:51

Daher auch dein Name, was?
Das Album ist wirklich nicht sonderlich spannend, aber bei "Loosers day parade" läuft mir immer noch ein Schauer über den Rücken.

Kino

2006-01-09 05:17:48

Mir gefällt "Picture" nicht so. Es ist okay. Aber mehr irgendwie nicht. Easy-Listening

Pyrus

2006-01-09 04:15:42

Höre gerade das im ersten Beitrag verlinkte Sample und fühle mich gelangweilt. Bin Prog zwar nicht grundsätzlich abgeneigt aber das Ding gefällt mir nicht.

Kabuki

2006-01-09 01:31:51

@pat

eben. ich fühlte mich gerade wie in den onkelz-thread versetzt.

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