Minor Majority - Up for you & I
Strange Ways / IndigoVÖ: 07.03.2005
Wein, Weib, Gesang
Seit einigen Jahren schon nenne ich eine Ecke meines reichhaltigen Plattenregals nur noch liebevoll die Rotweinecke. Da werde ich auch Minor Majority reinstellen. Nicht, daß sich diese Rotweinalben nur bei entsprechender Verköstigung genießen ließen. Sie bieten bei entsprechender Gemütsverfassung oder Witterung auch in unalkoholisierten Zeiten hervorragende Unterhaltung: Ruhe, Melancholie, schlichte Schönheit, vertonte Tristesse. Nichtsdestoweniger: Wo auch immer den Begriff der Rotweinmusik verwendet wird, stößt er auf wohlwollende Belobigung. Jeder weiß, was gemeint ist. Vielleicht nennen bald ganze Plattenmagazine eine Rubrik "Rotweinalben". Und wo habt ihr das dann zuerst gelesen?
"Up for you & I" von Minor Majority ist also ein solches Rotweinalbum. Ein ganz formidables sogar. Eines wie es so wohl nur selten da war. Eines mit einem der schönsten Albumeinsteiger, der in den letzten Jahren den Weg in meine Rotweinecke fand: "Think I'm up for you & I". Als hätten R.E.M. die Bestrebung, den perfekten Popsong zu finden, altersweise beiseite geschoben, um sich wieder aufs Wesentliche zu konzentrieren. Diese Assoziation zur Superband aus Athens weckt wohl nicht zuletzt die Stimme von Sänger Pål Angelskår mit seinem prächtigen wie gebrechlichen Organ. Der Unterschied zu R.E.M.: Bei Minor Majority, die ihre Heimat in Norwegen haben und dort für "Up for you & I" schon eine goldene Schallplatte einheimsen konnten, ist der Sound deutlich weiter zurückgefahren. Alles basiert auf andächtiger Akkordarbeit, dazu dezente Restinstrumentierung. Und immer geht es um "You" und "I" und um die Liebe dazwischen.
Songs wie das getragene "Take it in" oder das tieftraurige "A song for Nicole" machen "Up for you & I" auf Anhieb zu einer echten Perle auf dem weiten Feld des Akustik-Gitarrenpops. Die sparsam eingesprengten Klavierschnipsel oder Baßspuren setzen brillierende Kontrapunkte. Aller Sound-Reduktion auf das Wesentliche zum Trotz ist jedoch jeder Song für sich ein kleines Meisterwerk, bleibt dennoch jeder Song haften. Das famose "(In that) Premature way" zum Beispiel klingt ziemlich schnell ziemlich ausgereift. Beim finalen "Wonder if she knows" darf dann noch einmal melancholisch und ganz, ganz langsam geschunkelt werden. Schlicht und ergreifend. Wunderschön!
Und spätestens beim Blick ins Booklet, der einen Panoramablick ins Interieur des Proberaumes von Minor Majority bietet, wird so einiges klar. Während der Blick wandert, entdeckt er auf der ausgeklappten Seite vier des Booklets eine leere Flasche Wein und daneben ein halbvolles Glas. Zwei Seiten weiter in der Bildmitte eine Kiste, auf der steht "Vina Maipo". Wie geschrieben, Rotweinalbum.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Think I'm up for you & I
- (In that) Premature way
- I thought I knew you
Tracklist
- Think I'm up for you & I
- Wish you knew
- She gave me away
- (In that) Premature way
- I thought I knew you
- Take it in
- A song for nicole
- The dark half
- This time
- Start a fire
- Wonder if she knows
Referenzen
Spotify
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