Little Barrie - We are Little Barrie

Genuine / PIAS / Rough Trade
VÖ: 28.02.2005
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Zeitmaschine

Die Popkultur ist - ganz postmodern - eine unendliche Zitiermaschine. Immer bezieht sich Neues auf Bestehendes. Wenn sie es gut macht, dann beschränkt sich das Zitat nicht auf ein Plagiat, sondern mischt Stile, fügt dem ganzen eine eigene Note zu und schafft womöglich ein neues Genre. So oder so ähnlich ließe sich womöglich das Prinzip Pop in knappe Worte fassen. Und so, oder so ähnlich, werden das auch Little Barrie gelernt haben. Vorhang auf für drei junge Retro-Briten, die auf "We are little Barrie" ordentlich in der musikalischen Mottenkiste gewühlt und allerlei Prominentes zum Vorschein gebracht haben.

Sänger Barrie Cadogan verleiht dem Trio Stimme, Gitarre und Namen. Um zu singen wie er, muß man wahrscheinlich erst einmal eine Woche lang meditierend auf Kinks-Poster blicken und Pilzköpfe essen. Wie etwa zum Auftakt zu "Free salute" alles swingt und groovt! Wie auf "Be the one" im Hintergrund die "Uhuuuuu"s und "Yeahheaa"s authentisch die Gitarrensoli forcieren! Und wie sich zu "Thinking on the mind" der Bass hintergründig durch die Melodie schlängelt! Immer sind die Sechziger erste Referenz. Schnell mal in die Zeitmaschine auf die Tasten "6" und "0" gedrückt, und flugs geht es zurück in eine Zeit, in der das "R" in Rock noch für "Rebellion" stand. Heute jedoch, und hier beginnt die etwas die Stimmung trübende Realität, ist es nicht mehr rebellisch, wenn man sich bereits vorhandener Stile bedient, wenn man den Sound seiner Eltern (oder Großeltern!) feiert.

Es ja nett, daß sie sich im Albumtitel erst einmal höflich vorstellen, ehe sie dann in den folgenden dreizehn Songs ihren liebsten Stilen frönen. Als da wären: Blues, Rock, Soul, Funk. Alles gut gemischt und mit einer handwerklichen Fertigkeit eingespielt, bei der andere Bands den Gitarrenkoffer gar nicht erst öffnen müssen. Little Barrie haben was auf der Pfanne. Das hat auch der britische Mastermind Edwyn Collins geschnallt, der das Trio produzierte und dessen manchmal sehr detailverliebte Handschrift auch deutlich zu erkennen ist.

Ein bis zwei Songs lang geht das gut. Ein jedes Lied wollte man gerne hören, wenn man sich morgens übellaunig aus der Bettdecke schält. Doch spätestens ein Dutzend Songs später würde man sich auch am liebsten wieder tief unter selbiger verkriechen. Little Barrie sind nicht schlechter als alle Zutons und Corals dieser Welt. Aber weitaus langatmiger. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, jedem Barrie seine Passion für die Sechziger. Aber sie dürfen sich dann auch nicht wundern, wenn man ihr alter Wein in neuen Schläuchen seltsam fahl schmeckt.

(Sebastian Peters)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Free salute
  • Long hair

Tracklist

  1. Free salute
  2. Burned out
  3. Greener pastures
  4. Be the one
  5. Please tell me
  6. Well and truly done
  7. Stone reprise
  8. Stones throw
  9. Long hair
  10. Thinking on the mind
  11. Move on so easy
  12. Living in and out of place
  13. Freeprise
Gesamtspielzeit: 45:06 min

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