Martin Kesici - So what..!?

Island / Universal
VÖ: 21.02.2005
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Am Rande der Egalität

Wer sich vor knapp anderthalb Jahren freiwillig die Seichtheiten von Martin Kesicis Debüt "Em Kay" anhörte, begrub im Nu seine Hoffnungen. Nicht einmal mit dem selbsternannten Kinnteufel war die Unterwanderung des Casting-Konzeptes durch einen gestandenen Rocker gelungen. Da half weder die hartrockende Vergangenheit bei einer Band namens Enrichment noch das zugestanden voluminöse Organ des Berliners, irgendwo zwischen Ville Valo, Ozzy Osbourne und, ähem, Billy Joel. Daß das Debüt der letztlich doch vorhersehbar unausgegorene Pop von der Stange war, weiß zwar auch Kesici, will diesen Makel aber nicht auf sich sitzen lassen. Sondern so hart rocken wie es der medienübliche Weichzeichner nur möglich macht.

Daher fährt "So what...!?" auch alles auf, was an der Verschreckung der pickligen Zielgruppe gerade noch so vorbeischrammt. Grobschlächtige Powerchords, händeausbreitende Spandex-Chöre, familientauglich gebremste Röhrenverstärker. Dazu zärtelnder Schnulzenkram und schunkelnde Powerballaden. Und wenn alle Anbiederung nicht hilft, läßt man sich noch kurz einen Hit von Reamonn Garvey schreiben ("Hope") oder fliegt nach Helsinki, um in "Leaving you for me" mit Nightwish-Nymphe Tarja Turunen dem gerade so angesagten Düster-Pop zu frönen. Es wird geschrien und geschwelgt und gebolzt und gebalzt, daß es eine Art hat. Glatt wie ein Babyarsch, nur nicht so wohlduftend.

Denn neben vorgestrigem Haarspray-Hardrock, kariösem Gekuschel und tumbem Poprock finden sich immer wieder Familienpackungen von Weichspüler und feuerzeugigem Gesinge. Da ist zwar nicht die Frisur wichtiger als die Musik wie einst in den Achtzigern. Sondern nur der fein säuberlich geknüpfte Doppelziegenbart. Wer so sehr auf sein Äußeres achtet, befremdet denn auch schnell mit leblosen Chören, lendenarmen Riffs und teilzeitinspiriertem Elektrogewinke. So bleibt manchem guten Ansatz die Luft weg.

Doch ganz so schlimm ist Kesicis Zweite dann doch nicht geworden. Es ist ihm durchaus anzurechnen, wenigstens ansatzweise auf Härte zu setzen. Ein rührender Versuch in Authentizität. Und so angestaubt die Produktion von Peter Hoff auch manchmal rocken mag, gelingt doch der eine oder andere okaye Moment. Das erwähnte Gedunkel "Leaving you for me" zum Beispiel. Die akustische Klage "Disappear". Der erfrischend harmlose Kitsch "Talk to the wind". Und das ulkig stampfende "God bless you" sorgt immerhin für Grinsen. Auch wenn man über "So what...!?" nicht ansatzweise so herzhaft lachen kann wie über Nu Pagadi.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Leaving you for me
  • Disappear

Tracklist

  1. Sorry
  2. Egotrippin'
  3. Leaving you for me
  4. Hang on
  5. Could have been me
  6. Dislike you
  7. Always a stranger
  8. All of my life
  9. Hope
  10. God bless you
  11. It's alright
  12. I
  13. Disappear
  14. Talk to the wind
Gesamtspielzeit: 57:41 min

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