Coralie Clément - Bye bye beauté

Capitol / EMI
VÖ: 14.02.2005
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Je ne parle pas français

Wer ein Latinum hat, hat mehr vom Leben: Er kann Medizin, Jura und hundert andere Fächer studieren. Er kann den Papst verstehen und Inschriften in alten Steinen lesen. Dafür verzichtet man gerne darauf, mit süßen französischen Austauschschülerinnen flirten zu können. Und einen Satz kann man ja doch auf Französisch - auch wenn die jungen Damen einen nach Aussprechen desselbigen vermutlich entsetzt anstarren werden. Bleibt nur die Hoffnung, daß einem ein antarktischer Pinguin weiterhilft. Oder die Volkshochschule.

Wer kein Französisch versteht, sitzt auch vor frankophonen Alben wie der sprichwörtliche Ochs vor eben jenem Berg. Er hat aber auch den Vorteil, sich ganz auf das Wesentliche zu konzentrieren. Im Falle von Coralie Clément ist das ihr Aussehen. Quatsch! Natürlich die Musik. "Bye bye beauté" sollte rockiger werden als ihr Debüt "Salle des pas perdus". Deswegen verließ sie sich nicht nur auf die Unterstützung ihre Bruders Benjamin Biolay (für Neueinsteiger: der ist sowas wie der französische Lukas Hilbert, nur in gut), sondern arbeitete auch mit Nada-Surf-Bassist Daniel Lorca zusammen.

Herausgekommen ist ein Album, das deutlich abwechslungsreicher ist als das Debüt. Zwar führt nach wie vor kein Weg an Cléments säuselnder Stimme vorbei, aber musikalisch ist deutlich mehr los. Da gibt es schleppende Balladen wie "Gloria" und Songs wie "Ta révérence", die als "rockig" zu bezeichnen kein Fehler wäre. Der Titelsong, dessen Titel sich auch ohne jede Form von Französischkenntnissen übersetzen läßt, startet als zauberhaft hingetupfter Lichtstrahl und endet zwischen scheppernden Trommeln.

"Bye bye beauté" ist am allerwenigsten ein Chanson-Album. Es handelt sich vielmehr um Indie-Pop in französischer Sprache. Beschwingt und melancholisch wie ein Frühlingstag in einem Pariser Straßencafe. Und wo wir schon bei dieser (zugegebenermaßen wohlfeilen) Bildebene angekommen sind, können wir uns auch gleich noch die lichtdurchflutete Mansardenwohnung vorstellen, wo man mit der Liebsten im Bett liegt und Milchkaffee aus riesigen Tassen schlürft. Was dann am Ende doch bedeutend positiver bewerten ist als Lateinkenntnisse.

(Lukas Heinser)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Indécise
  • L'impasse
  • Ta révérence

Tracklist

  1. Indécise
  2. Gloria
  3. L'enfer
  4. Avec ou sans moi
  5. Un beau jour pour mourir
  6. Beau fixe
  7. Kids (Jeu de foulard)
  8. L'impasse
  9. Mais portant (un duo avec Daniel Lorca (Nada Surf))
  10. Ta révérence
  11. Bye bye beauté
  12. Epilogue
Gesamtspielzeit: 37:15 min

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