Emiliana Torrini - Fisherman's woman
Rough Trade / Sanctuary / Rough TradeVÖ: 31.01.2005
Unten am See
Das wäre ihre Chance gewesen. Und doch wurde der armen Emiliana Torrini bei der Vertonung von "Herr der Ringe - Die zwei Türme" die Schau gestohlen. Enyas "May it be" wurde prompt zum Welthit, und die Abschlußlorbeeren durfte sich mit Annie Lennox wieder die etablierte Konkurrenz sichern. Der einfühlsame "Gollum's song", interpretiert von eben Emiliana Torrini, ging hingegen ungerechtfertigterweise ziemlich unter. Waran lag das wohl? Veilleicht an dem nun doch eher zwiespältigen Helden der Ode? Oder daran, daß schon dieser Song in seiner Verschrobenheit das gemeine Popohr etwas weniger ansprach als das - zugegebenermaßen bezaubernde - zwischen perfektem Schwelgerschwof und lockerem TripHop changierende "Love in the time of science" von 1999?
Verlust, Trauer, Einsamkeit, aber auch Hoffnung und Mut zum Optimismus sind nun die bestimmenden Themen von "Fisherman's woman", dem willkommenen Comeback der isländischen Halbitalienerin. Und diese Gefühle stehen zudem meist in einem engen Zusammenhang, wie aber auch Alkohol als Problemlösung nicht auscheidet: "Home alone and happy / nothing brings me down / Full of wine and steady / Nothing brings me down / The phone is off, the music's on." Ob's hilft?
Emiliana Torrinis Klänge sind längst nicht mehr so symphonisch elektrifiziert wie auf dem von Tears for Fears-Veteran Roland Orzabal produzierten Vorgänger. Vielmehr hielt die Sparsamkeit Einzug in ihre offenbar von der Stromversorgung abgeschottete Fischerhütte. Ab und zu dringen Geräusche von draußen heran wie das von plätschernden Booten in "Lifesaver". Der Rest ist akustisch und rückt Torrinis Stimme bewußt in den Vordergrund. Und diese ist ganz grob skizziert irgendwo im Bermuda-Dreieck zwischen zwischen Beth Gibbons, Nina Persson und Norah Jones zu verorten.
A propos Norah Jonas: Deren musikalischer Welt ist Emiliana Torrini mit "Fisherman's woman" einen gehörigen Schritt näher gekommen. Ein sehr persönliches Album einer sensitiven wie talentierten Songwriterin eben. Einfühlsame, wenn auch kaum beim ersten Hören einprägsame Songs, manchmal gar eher Stories oder Gedichte, so das traurige "Nothing brings me down", das hoffungsvolle "Today has been ok", das durch akute Koffeinüberdosis Hoffnung schöpfende "Heartstopper" oder das unter sanftem Piano groovende, schlicht grandiose "Next time around". Diese mögen sicher alles andere als griffig sein. Und an dem einen schläfrige Langeweile hinterlassend vorbeiplätschern, dem anderen aber in der mancher Stunde durchaus das Herz entflammen.
Emiliana Torrini, die viele Sommer bei ihrem italienischen Onkel in Deutschland verbrachte, hat bewegte Zeiten hinter sich. Erst die zum 50. Geburtstag ihres Vaters aufgenommenen und in der Folge dann auch 15.000 weiteren Isländern gefallenden Jazz- und Bluesnummern. Dann jenes "Love in the time of science", Gastspiele auf Alben von Gus Gus und der Thievery Corporation sowie Songwriting-Credits für den Kylie Minougue-Hit "Slow". Aber angekommen zu sein scheint sie erst jetzt. In ihrer Fischerhütte, klein und heimelig.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nothing brings me down
- Sunnyroad
- Today has been OK
- Next time around
Tracklist
- Nothing brings me down
- Sunnyroad
- Snow
- Lifesaver
- Honeymoon child
- Today has been ok
- Next time around
- Heartstopper
- At least it was
- Fisherman's woman
- Thinking out loud
- Serenade
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hideout
2019-08-22 22:25:19
1.Nothing brings me down 8/10
2.Sunnyroad 7/10
3.Snow 5/10
4.Lifesaver 7/10
5.Honeymoon child 6/10
6.Today has been ok 7/10
7.Next time around 7/10
8.Heartstopper 6/10
9.At least it was 6/10
10.Fisherman's woman 5/10
11.Thinking out loud 5/10
12.Serenade 7/10
Klar, es war jetzt nicht davon auszugehen, dass der Vorgänger übertroffen wird. Den Opener find ich am stärksten, in der zweiten Hälfte plätschert das Album gemütlich vor sich hin, nett, aber nicht wirklich interessant. Der Schlusssong "Serenade" sticht dann aber im guten Sinne wieder hervor. 6,5/10
Christian
2007-06-02 02:38:30
Wunderschönes Album, treffend beschrieben mit Rotwein-Musik. Was zum verlieben und Seele baumeln lassen, 7/19 völlig zurecht, eventuell auch mehr.
Armin
2006-03-02 19:27:55
Im letzten Jahr eroberte die Isländerin EMILIANA TORRINI die Herzen der
Deutschen im Sturm. Erst mit ihrem wunderbaren Album FISHERMAN'S WOMAN, dann
mit ihren Konzerten und den unglaublich charmanten Geschichten (auf
deutsch!) bei ihren Live Auftritten und schließlich im Fernsehen bei der
'Kuttner Show' und '3 nach 9'! Jetzt kommt Emiliana noch mal für zwei
weitere Konzerte nach Deutschland - Nicht verpassen:
12.04. Mannheim - Alte Feuerwache
13.04. Düsseldorf - Savoy Theater
(www.karsten-jahnke.de)
jeb
2006-02-24 22:58:23
Mag ich, ganz ehrlich, mehr als Love in the Time of Science. Das Beste an der Torrini ist ihre wunderschöne Stimme, und die kommt in meinen Ohren schlicht begleitet von der Gitarre schöner raus als von Elektro-Geschwurbel umschwurbelt. Nichts gegen das Elektro-Geschwurbel übrigens.
Stefan
2006-01-12 00:08:51
Mit etwas Abstand muss ich jetzt doch eingestehen, dass bei mir eigentlich nur noch der Vorgänger läuft. Fisherman's Woman ist gut, bietet aber zu wenig Höhepunkte.
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