Papa Roach - Infest

Dreamworks / Motor
VÖ: 23.10.2000
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Väterliche Infektionsgefahr

Auch wenn den Sommer dieses Jahr ziemlich früh das Lampenfieber erwischt hat und er dem Herbst klang- und kampflos die Bühne überlassen mußte: Etwas Gutes bringt so ein Jahreszeitenwechsel ja doch mit sich. Denn was haben wir nicht im Sommer geflucht, als uns die Mücken am Badesee den athletisch gebräunten Körper zerstochen haben. Nirgendwo war man vor den lästigen Biestern sicher. Was für ein Ärgernis, wenn ein anfliegender Insektenschwarm mit seinem Brummen fast den Ghettoblaster übertönt hat - da mußten schon Metallica und Korn aus den Boxen hämmern, um dem blutgierigen Stechtieren Paroli zu bieten. Im stürmischen Herbst ist man vor solchen Attacken zum Glück sicher - bis jetzt. Denn aus Amerika befällt uns demnächst ein wasser- und windfester Insektenschwarm. Er hört auf den Namen Papa Roach und brummt lauter als Metallica und Korn zusammen. "Infest" heißt das Motto und der bereits fünfte Longplayer des kalifornischen Quartetts. Frei nach dem Marschbefehl "The USA is not enough" will Papa Roach nun auch hierzulande alle Crossover-Fans infizieren. Allerdings haben es Frontman Coby Dick und sein dreiköpfiger Bandschwarm eher auf das menschliche Ohr, als auf das menschliche Blut abgesehen. Und anstelle von Stacheln und Beißwerkzeugen stürzen sie sich mit fetten Gitarrenwänden, druckvollem Schlagzeugspiel und intensiver Gesangsdarbietung auf ihre Opfer.

Die Wirkung allerdings ist beinahe dieselbe. Denn das Quartett reißt mit scharfen Gitarrenriffs und aggressivem Gesang klangvolle Wunden ins Ohr, um sie kurz darauf mit eingängigen Melodien und Killer-Refrains wieder zu verschließen. Die Tracks sind wie Popsongs strukturiert, vielschichtig aufgebaut und verblüffen durch ihre Intensität. Coby Dick ist nicht nur ein fantastischer Sänger, sondern auch ein begnadeter Textschreiber. Genau wie die energiegeladenen Songs ritzen auch seine Lyrics schmerzhaft in die Haut bzw. ins Ohr und bleiben im Kopf hängen. "I want to cause every emotion in people / I want them to fight, to fuck / I want to bring out their violence, their sadness, their happiness" - so nur ein Bruchstück, das deutlich die Intention hinter den Texten aufzeigt. Coby Dick wühlt sich tief in die Gesellschaft ein, krabbelt zwischen Alkohol-Problemen ("Binge"), Selbstmord-Gedanken ("Last resort") und Trennungsschmerz ("Broken home") hin und her und erinnert in seinen besten Momenten gar an Chino Moreno. Denn obgleich sein Charisma und seine stimmliche Intensität noch ein wenig hinter dem Deftones-Frontmann zurückstecken, besitzt auch er die Fähigkeit, den Songs eine ganz eigene Atmosphäre zu verpassen.

Auch wenn "P-Roach", wie sie von ihren Fans liebevoll genannt werden, mit "Infest", "Last resort" und gut einer Handvoll weiteren Hits mehr als überzeugen können, gehen ihnen aber auch gelegentlich die Ideen aus. Tracks wie "Blood brothers" oder "Snakes" versinken im Treibsand des 08/15-Crossovers, was angesichts des restlichen Materials verzeihlich ist. Mit "Infest" werden Papa Roach ihren Ruf auch international bestätigen können. Selten habe ich eine Band gehört, die derart geschickt die Balance zwischen brutaler Härte und atmosphärischer Melodiosität halten kann, ohne dabei in musikalische Platitüden abzurutschen und das Songwriting zu vernachlässigen.

(Christof Nikolai)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Infest
  • Last resort
  • Thrown away

Tracklist

  1. Infest
  2. Last resort
  3. Broken home
  4. Dead cell
  5. Between angels and insects
  6. Blood brothers
  7. Revenge
  8. Snakes
  9. Never enough
  10. Binge
  11. Thrown away
Gesamtspielzeit: 46:00 min

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Hupf Dole

2012-08-03 18:10:28

CUT MY LIFE INTO TWO PIECES THIs IS MY LAST RESORT..

kennt eigentl jemand den weiteren text wirklich?! naja,wohl besser nicht.

2012-08-03 11:39:45

Ich frag mich, wie Musik, die man geil genug fand, um dazu 20 mal am Tag komplett abzuspacken bis allen Nachbarn das Brät aus dem Hirn quoll, so beschissen werden kann. Das kann doch eigentlich gar nicht sein.

Muss irgendwie an der Attitüde dieser seltsamen Musik liegen. Einerseits Drama, Schmerz, Leid, Depression, Qual, Wut, Aggression ohne Ende ... und auf der anderen Seite aber immer gleichzeitig auf dicke Hose machen wollen. Irgendwann fällt die Fassade und es ist als postpubertäre Phase erkannt. ^^

katong

2012-08-03 09:48:18

Die Gnade der späten Geburt?

Onkel Waldemar

2012-08-03 09:40:10

Gott sei Dank ist dieser Kelch an mir vorbei gezogen.

katong

2012-08-03 09:35:54

Heißt immer noch INTO PIECES, ihr Hupfspexe.

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