Sun Kil Moon - Ghosts of the great highway
Jetset / Rough TradeVÖ: 01.03.2004
Mittelstreifenromantik
Ein fast vergessener Schwärmer. Mit den Red House Painters malte Mark Kozelek einst schon jede Menge Harmonien mit herzzerreißender Verzweiflung aus. Mit Sun Kil Moon schwenkt er nach langer Pause den Melodie-Pinsel sogar so, daß man das Licht am Ende des Tunnels erahnen kann. Natürlich ist auch "Ghosts of the great highway" von Trauer und Trübsal getränkt. Doch auch wenn Stilmittel und Stimmung sich nicht allzu weit weg von den Klängen seiner Ex-Band bewegen, öffnet die erhabene Schönheit dieses Rückkehrwerks unvermutete Perspektiven.
"Ghost of the great highway" kleidet sich mal in entspannte Americana, mal in angerauhte Crazy-Horse-Holzfällerhemden, mal in streicherumschmeichelte Träume. Auch sieben Jahre nach den Red House Painters - das 2001 postum veröffentlichte Abschiedsalbum "Old Ramon" wurde schon 1997 aufgenommen - ist für Kozeleks Romantik keine Heilung in Sicht. Er verliebt sich in Kleinigkeiten und skizziert kleine Dramen des Alltags. "Here she comes breakin' through my window / In the early morning hours / For the moment, I am disrupted / But in time she'll make me smile."
Auch wenn man bei all der getragenen Besinnlichkeit kaum von wirklichem Schwung sprechen kann, atmet Kozeleks Schaffen spürbar auf. Die Songs gewinnen durch ein unverkennbares Mehr an Variabilität an Ausdruckskraft. Die wundervollen Streicherarrangements, die beinahe entspannten Rhythmen und überhaupt das weiche Netz, das Kolezeks Mitstreiter Anthony Koutsos (Ex-Red-House-Painters), Tim Mooney (American Music Club) und Geoff Stanfield (Ex-Black-Lab) ausbreiten, zaubern eine berückende Atmosphäre herbei.
Wenn Kozelek gleich im Opener Judas Priests Axtmann "Glenn Tipton" huldigt, brechen natürlich keine vorlauten Gitarren aus. Denn die sanften Erinnerungen an alte Vorbilder, Weggefährten und Zufallsbekanntschaften wiegen sich zu einer Vielzahl akustischer Gitarren in Moll. Und scheinen im Vorbeihuschen die Mechanismen von Nostalgie und Erinnerung aufzudecken. Kozelek gemahnt an alte Helden (oder solche, die es leider nie wurden). Zu den Geistern dieser großen Autobahn, die mitten durch das Herz dieser Welt zu führen scheint, zählen der legendäre mexikanische General "Pancho Villa", der tödlich verunglückte mexikanische Boxer "Salvador Sanchez" und dessen nicht minder tragischer, koreanischer Kollege "Duk Koo Kim", der einen WM-Fight nicht überlebte. Reichlich Gewalt für solch zarte Töne. Aber wilde Herzen brauchen kein Geschrei.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Glenn Tipton
- Carry me Ohio
- Salvador Sanchez
- Gentle moon
- Duk Koo Kim
Tracklist
- Glenn Tipton
- Carry me Ohio
- Salvador Sanchez
- Last tide
- Floating
- Gentle moon
- Lily and parrots
- Duk Koo Kim
- Si, Paloma
- Pancho Villa
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