Guano Apes - Planet of the apes
GUN / BMGVÖ: 29.11.2004
Augen zu
Als ich damals 1998 auf einem dieser Musikmagazin-Sampler die Guano Apes entdeckte, da öffneten sie mir einen Sommer lang die Augen. Der Song "Open your eyes" wanderte auf jede Freundschaftskassette, und Vielversprechendes bahnte sich an. Doch die Guano Apes blieben eine kurze Affäre. Es folgte der Longplayer "Proud like a god" und mit ihm der große Bahnhof. Deutschland war ein Planet der Affen. Mich nervte das tierisch.
Das Desinteresse wurde dann in meinen ersten Wohngemeinschafts-Jahren noch einmal dadurch verstärkt, daß ein Mitbewohner zwei Türen neben mir mit seiner Vorliebe für die Göttinger Gruppe nicht hinterm Berg halten konnte. "Brüllaffen" nannte der Rest der WG die Guano Apes nur noch. Unüberhörbar demonstrierte der Mitbewohner die fragwürdige Qualität des Zweitwerks "Don't give me names" in voller Lautstärke über seine Musikboxen. Es gab so manchen Tag, an dem wir die Guano Apes für ihr Schaffen verdammten. Als sie im Jahr 2003 dann ihr drittes Werk "Walking on a thin line" und dazu ein Live-Album nachschoben, da war der Mitbewohner längst ausgezogen und die Guano Apes für mich ungefähr so relevant wie das Spätwerk des Naabtal-Duos.
Jetzt liegt also das Best-Of-Album einer Band vor, die einen Sommer meiner Jugend ausmachte. Komisches Gefühl. Denn im Rückblick erweist sich so manches im Wirken der Guano Apes als bei weitem nicht so übel. Musik machen, das können sie ja. Und Sandra Nasic auf Platte sogar passabel singen. Man will gar nicht wissen, wie viele Versuche und Overdubs sie dafür jedesmal gebraucht haben. Wir erinnern uns: an "Lords of the boards", die ausgeflippte Skaterhymne. Oder an die eigentlich recht niedliche Ballade "Rain". An "Open your eyes", natürlich. Aber auch an ordentliche Nummern vom zweiten Album wie das fetzige "No speech" und das melodiöse "Mine all mine". Dazu "Quietly" vom letzten Album "Walking on a thin line", das so gar nichts mehr hat von der alten Guano-Apes-Härte. Als Zugabe gibt es mit "Break the line" auch einen neuen Track. Und natürlich eine dicke Sammlung mit raren Stücken und Remixen auf der zweiten CD des Doppelalbums, zumindest in der teureren Premium-Version.
Doch eines darf nicht unerwähnt bleiben: Wie geschmacksunsicher darf man sein, wenn man sowohl das selten dämliche "Dödel up", als auch den hirnlosen Kirchentagsgassenhauer "Kumba yo!"als Single veröffentlicht? Dazu ein eigentlich überflüssiges Cover von "Big in Japan"? Und wenn dieses Malheur schon passierte, warum zeigt man sich nicht reuig und hüllt über diese Geschichte den Deckmantel des Schweigens? Fragen über Fragen und nur eine Antwort: Die Guano Apes nahmen es im Laufe ihrer Karriere nicht allzu genau mit der Authentizität. Aber all das hat sich eh erledigt, schließlich kündigte die Band ihr Ende für Februar 2005 an. Traurig sind darüber wohl nur wenige. Aber "Planet of the apes" beweist zumindest, daß die Guano Apes nicht immer so schlecht waren, wie sie viele finden wollten. Kann nicht der alte Mitbewohner Alexander noch mal einziehen? Wir vermissen seinen bizarren Musikgeschmack.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Open your eyes
- Lords of the boards
- Rain
- Mine all mine
Tracklist
- CD 1
- Break the line
- Open your eyes
- Big in Japan
- Rain
- No speech
- Innocent greed
- Living in a lie
- Dödel up
- Lords of the boards
- Pretty in scarlet
- Mine all mine
- Quietly
- You can't stop me
- Wash it down
- Scratch the pitch
- Don't you turn back on me
- Cogan
- Kumba yo!
- CD 2
- Stay
- Underwear
- La noix
- Cuts
- Candy love
- Trumpet song
- Cream over moon
- Allies
- Ain't got time
- Electric nights
- Counting the days
- Open your eyes (Calcia mix)
- Maria (D+B smooth mix)
- 360° Aliendrop (Kaleve mix)
- Don't turn your back at me (Frozen mix)
- Big in japan (Space Jazz Dubmen mix)
- Dödel up (Kukliczi mix)
- Plastic mouth (G-ball & Kaa mix)
- Pretty in storm (G-ball & Kaa mix) (37)
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