Adom - Idiot savant

Storm / Broken Silence
VÖ: 29.11.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Aufmerksamkeitsdefizit

2004 hat uns gelehrt: Menschen, von denen niemals zuvor jemand gehört hat, essen sogar Känguruhoden, wenn es ihnen bloß fünf kümmerliche Minuten im Spotlight des allgemeinen Interesses bringt. Aufmerksamkeit überhaupt wäre die Modedroge schlechthin gewesen, wenn man sie sich auf dunklen Discoklos durch die Nase reinziehen könnte. Aber man kriegt sie halt nur, wenn man in aller Öffentlichkeit irgendwas selten Bescheuertes tut. Und da hat sich die amerikanische Rockband Adom gedacht, da könnte man ja, sagen wir mal, seinen Namen in den Tennisplatz von zum Beispiel Elton John brennen. Eine gute Idee! Daß die Sache allerdings solche Folgen haben würde, hätten wahrscheinlich nicht mal die Medienberater von Carsten Spengemann vorausahnen können.

Statt die Kerle, ihre Familien und ihre Pizzabäcker mit Klagen zu überziehen, hat kleines dickes Elton der Band nämlich zunächst mal angeboten, doch ein Demo in seinem hauseigenen Studio aufzunehmen. Vorausgesetzt, es wird nichts angesteckt natürlich. Dann wurden diese Sessions aus irgendeinem dubiosen Grund von Chris Cornell betreut. Und als schließlich beinahe jedes Major-Label unseres Planeten Adom haben wollte, sind sie nach Manchester übergesiedelt, um dort beim Indie Storm Music zu landen. War schließlich höchste Zeit, in aller Ruhe ein Debütalbum in Angriff zu nehmen. Punkt für Euch, Jungs.

Zurück in der Gegenwart ist nun eine Platte fertig, die "Idiot savant" heißt und aus der man nicht unbedingt schlußfolgern würde, daß sie von vier Männern mit spitzbübischem Humor gemacht wurde. Nahe am Wasser ist sie gebaut, lebt vom theatralischen Gesang Conal Byrnes und ist bei all den vielen gezupften, gepickten und gern auch mal gequälten Gitarren doch elektronischer, als man zunächst meinen möchte. Irgendein Synthesizer piepst da immer im Hintergrund, selbst wenn mit "Last mile" gerade eine lodernde UK-Hymne abgebrannt wird. Oder auf einer feierlichen Abschiedsgala der "Waltz for an insomniac" getanzt wird. Womit wir die besonnenen Momente von "Idiot savant" schon durch hätten.

Meistens brauchen die Songs von Adom nämlich doch nur bis zum ersten Refrain, bevor sie ungemütlich werden. Gleich der erhebliche Opener "God's busy in the back room" ist ein solcher, der unvermittelt ruppig wird und sicherstellt, daß keiner ein Wort glaubt, wenn kleine Unschuldigkeiten wie "This is just the honeymoon" gesungen werden. "Plastic" dann stellt unter den Sägespänen einer zerlegten Gitarre die gewagte These auf, daß in Hollywood alle oberflächlich sind. Und um ihrer kratzigen Indie-Rock-Attitüde gleich noch eins draufzusetzen, fahren Adom auch der potentiellen Hit-Ballade "Green" mit Stahlsaiten über den Mund. Wer so was macht, wird natürlich niemals seinen eigenen Tennisplatz verwüsten können. Aber so lange man die richtigen Bekannten hat, ist das ja nun bitteschön völlig egal.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • God's busy in the back room
  • Plastic
  • Last mile
  • Supermarket surgery

Tracklist

  1. God's buys in the back room
  2. Plastic
  3. Mary
  4. Idiot savant (A hate song)
  5. A cut cocoon
  6. Down
  7. Last mile
  8. Green
  9. Concrete beach
  10. Supermarket surgery
  11. Waltz for an insomniac
Gesamtspielzeit: 47:44 min

Im Forum kommentieren

jo

2006-08-20 22:44:33

Oh ja. Und "A Cut Cocoon" ist weiterhin ein absoluter Kracher - auch nach Monaten des Nichthörens schwirrt mir die Melodie noch im Kopf herum.

finnbrother

2006-08-20 22:34:11

Schade eigentlich, wie wenig Aufmerksamkeit die Platte bekommen hat. Bislang nur ein Eintrag im Thread, tss, tss. Hätte mehr verdient gehabt. Hab sie gerad mal wieder hervorgekramt. Kann auch nach ner ganzen Weile noch absolut überzeugen.

jo

2005-10-07 17:29:42

Auch, wenn die Platte hier eigentlich schon Ende 2004 'rauskam (im UK etc. gar schon 2003), hat sie doch mal einen Thread verdient.

Ich konnte sie erst Anfang 2005 zum ersten Mal hören, war allerdings von Melodien wie z.B. in "A Cut Cocoon" gleich begeistert. Zudem kommen noch die z.T. mehr als nur beeindruckenden Texte und Sangeskünste von Sänger/(Akustik)Gitarrist/Keyboarder Conal Byrne.

Jedenfalls habe ich bisher 2005 noch kein anderes "Indie"-Album entdeckt, was mit dem hier zelebrierten Schmiss um die Ecke kommt.

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