Soundtrack - Sehnsüchtig
Superb / Lakeshore / EdelVÖ: 01.11.2004
Sammelalbum
Neulich Nacht hatte der Rezensent einen Albtraum. Er saß hinter seinem Schreibtisch, im Radio lief die erste Single von Lindsay Lohan, und schwere Fußfesseln vereitelten jegliche Fluchtversuche. Das eigentlich Beunruhigende war aber, daß vor ihm eine CD lag, deren Cover von Josh Hartnett geziert wurde. Ja, genau, so gemein kann ein Unterbewußtsein werden, wenn es nicht ordentlich gepflegt wird. Als der nächste Morgen und dessen erster Kaffee kamen, schien jedoch alles schon wieder gut zu sein. Keine Fußfesseln mehr und auch keine Silikonager im Radio. Aber dann fiel der Blick nichtsahnend auf den Schreibtisch. Und die CD lag immer noch da. Verdammter Hartnett.
Fünf Minuten und einen Kaffeefleck später konnte Entwarnung gegeben werden. Der Brad Pitt für Arme ist nicht unter die Sänger gegangen, unsere ominöse Platte entpuppte sich lediglich als Soundtrack zum neuen Film des Schmusebackigen. Dessen Handlung ließ sich anhand des Covers wie folgt rekonstruieren: Josh Hartnett wird von heißen Ischen ("Troja"-Babe Diane Kruger und Schmolllippe Rose Byrne) umgeben und kann sich nicht recht entscheiden, welche er zuerst durchhöckern soll. In der Zwischenzeit wurde aber immerhin schon mal ein Soundtrack kompiliert. Und der hat es einigermaßen dicke in sich.
Eigentlich kann es einer Platte nur schaden, wenn sie mit "Maybe tomorrow" von den Stereophonics losgeht, das hat schon deren letztes Album "You gotta go there to come back" gezeigt. Danach aber geben sich auf dem "Sehnsüchtig"-Soundtrack beinahe ausnahmslos solche Künstler die Ehre, deren Verfallsdatum nicht vor mehreren Jahren abgelaufen ist. Death Cab For Cutie vollbringen mit "A movie script ending" die passende Mottomusik zu der ganzen Geschichte, Snow Patrol spendieren den Schein-Leichtgewichtler "How to be dead", und Broken Social Scene geben Gratis-Musikunterricht mit "Lover's spit". Die zauberhaften Mazzy Star reißen sich derweil die Lippen an ihrer Mundharmonika auf, und die Stills singen in "Retour a Vega" französisch. "Muy bien", würde Hartnett wohl sagen.
Daß "When I goosestep" von den sonst so idiotensicheren Shins besser unveröffentlicht geblieben wäre, läßt sich wegstecken, wenn dieser Soundtrack auf Seite zwei erstaunlich experimentell wird. Mates Of State werden zwar im großen Stil unterschätzt, klingen mit dem Nico-Cover "These days" aber trotzdem, als hätte man Brendan Benson in einem Aquarium ausgesetzt. Múm flüstern, hauchen und tuscheln sich zu Knusper-Elektronik einen isländischen Wolf, The Postal Service zerlegen allen Ernstes und against all odds "Against all odds" von Phil Collins, und Mogwai machen mal wieder nicht sehr viel und trotzdem alles richtig. Am Ende steht dann noch eine tolle Coverversion, Coldplays "The scientist", gemeistert von Johnette Napolitano und Danny Lohner. Und all das passiert auf einer Platte, die Josh Hartnett vorne drauf hat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- How to be dead (Snow Patrol)
- Lover's spit (Broken Social Scene)
- These days (Mates Of State)
- I know you are but what am I (Mogwai)
Tracklist
- Maybe tomorrow (Stereophonics)
- Everybody is someone (Lifehouse)
- A movie script ending (Death Cab For Cutie)
- How to be dead (Snow Patrol)
- Lover's spit (Broken Social Scene)
- Retour a Vega (The Stills)
- Flowers in December (Mazzy Star)
- When the day is done (The Legends)
- When I goosestep (The Shins)
- Light switch (Jaime Wyatt)
- These days (Mates Of State)
- All I do (+/-)
- We have a map of the piano (Múm)
- Against all odds (The Postal Service)
- Strange and beautiful (Aqualung)
- I know you are but what am I (Mogwai)
- The scientist (Johnette Napolitano & Danny Lohner)