Spruce - Once upon a time

Schinderwies / Broken Silence
VÖ: 01.11.2004
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Märchenonkel

Wie wird man eigentlich ein Weichei? Christian Schnall könnte uns diese Frage vielleicht beantworten. Schließlich war er früher mal ein gestandener Metaller. Doch irgendwann wurde dem Regensburger die Matte zu lang und der Sound zu derb. Und schon war der Weg frei für Spruce. In behutsamer Handarbeit entlockte Schnall seinem Rechner für "Feel it" und "Nanopuzzles in stereo" allerhand bittersüße Schlurfigkeiten. Irgendwann traute er sich sogar, sanfte Melodien dazu in Richtung Mikrophon zu hauchen. Und präsentiert nun mit "Once upon a time" ein knuddeliges Mollmeer zwischen elektronischer Spielerei und melancholischem Saitengefummel.

Weg vom Klickern und Klackern der Vorgänger hin zu wolkigen Schwebereien, die durchaus die räumliche Nähe zu den Weilheimer Kollegen von The Notwist überbrücken und sich überdies auf blasse Briten wie Slowdive oder My Bloody Valentine beziehen. Schnalls schüchterne Stimme würde wohl zerbrechen, wenn sie nicht auf weichen Luftkissen wie dem epischen Opener "Rotten/reborn" oder dem perlenden "I felt nothing" ruhen würde. Und die verhaltene, beinahe gleichmütige Melancholie verstärkt die Intensität seiner Songs noch.

Die Beats trippeln vorsichtig nebeneinanderher, leise Gitarren-Feedbacks wehen wie Geigen von oben herab, und die Elektronik steuert mit wehmütiger Tupftechnik ihren Teil zur Innenausstattung bei. Walgesänge und Sternenstaub. Schalls Melodien wirken derart wie auf Flaumfedern gebettet, daß dagegen Maximilian Hecker beinahe wie ein grobschlächtiger Rowdy anmutet. In der Single "Don't go" perlt leise Sehnsucht auf die Tasten des Keyboards. Und am Ende franst der Wohlklang aus wie eine kunstvoll verschlissene Jeans.

Die seufzende Eindringlichkeit, die "I felt nothing" zum beklemmenden Lippenbekenntnis macht, oder die prickelnde Anmut von "Sunday morning", sind fein gewobener Pop, der so schön ist, daß man Mitleid mit dem Formatradio haben muß, weil ihm derlei Fragilität entgeht. Denn Spruce macht Musik für Weicheier und Tagträumer. Für Leute mit zuviel Herz und zu wenig Selbstbewußtsein. Früher nannte man so etwas Dream Pop. Besser kann man es kaum ausdrücken.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Rotten/reborn
  • Hide
  • I felt nothing
  • Sunday morning

Tracklist

  1. Rotten/reborn
  2. Hide
  3. Don't go
  4. I felt nothing
  5. Always
  6. Float on
  7. Sunday morning
  8. Catch the sun
  9. Wake me up
Gesamtspielzeit: 49:39 min

Im Forum kommentieren

tzz

2008-07-01 18:28:37

gerade bestellt für nur 15.90 fr

sascha

2008-07-01 17:13:00

gibt zwar nix neues, dafür aber altes und zwar umsonst:

http://www.myspace.com/sprucetheband

und dann unter den blogeinträgen gucken.

Felix

2005-01-21 00:26:20

// tour 2005 // presented by www.intro.de


11.02. Augsburg, Pavian
12.02. Lüneburg, Wohnzimmer
13.02. Oldenburg, Alhambra
14.02. Hamburg, Tanzhalle
15.02. Berlin, Krokodil
16.02. Nürnberg, Desi (+ Herztechnik)
17.02. tba
18.02. Offenbach, Hafen 2
19.02. Leipzig, Ilses Erika (+ The Galan Pixs)
11.03. Darmstadt, Knabenschule (+ Lá Par Force + AM Thawn)
12.03. Ludwigshafen, Das Haus (+ Lá Par Force + AM Thawn)


logan

2004-11-10 23:09:06

Die Rezi geht runter wie Öl, und das Album will ich nun hören.

felix

2004-11-09 17:21:05

die alten sachen, die er in eigenregie veröffentlich hat, sind übrigens auch sehr zu empfehlen. klingen noch viel mehr nach seinen wurzeln aus der shoegazer-dreampop-szene. reinhörproben, sowie die möglichkeit zur bestellung der eps, gibt's auch auf der homepage: www.spruce-music.de

besonders das an slowdive erinnernde "so cold" ist wunderbar.

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