The Polyphonic Spree - Together we're heavy

Good / Hollywood / Edel
VÖ: 01.11.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Erhebet die Herzen

What's so funny about peace, love and understanding? Ja bitte, was denn eigentlich? Sind es zwei Dutzend Sonnenanbeter, in Jesusgewändern und anderen Dimensionen, die letztes Jahr von deutschen Bühnen herunterpredigten und -fielen? Ist es wirklich ein einziger großer Witz, wenn strauchelnde Gitarrensoli per Spontanbeschwörung auf den Pfad der Tugend zurückmissioniert werden? Und muß zuhause wirklich der Tassenschrank leerstehen, nur weil man sein Publikum auffordert, aus dem übermächtigen Schatten einer Festivalbühne in die strahlende Sonne zurückzuweichen? Ist der Welt größter Gesangsverein wirklich eine solche Lachnummer? Na jetzt passen Sie aber mal auf.

Man hat es natürlich nicht leicht, wenn man ausgerechnet Tim DeLaughter heißt und den Leuten klarmachen will, daß man es ernst meint. Und es ist der Seriosität wohl auch nicht eben förderlich, wenn man dann noch eine Band hat, bei deren Liveshows sich Szenen wie die oben beschriebenen im Minutentakt abspielen. Aber trotzdem: Nichts soll witzig, nichts Ironie oder gar Verarsche sein an The Polyphonic Spree. Der frohlockende Chor nicht. Die schmetternden Bläser nicht. Und die erleuchteten Texte schon gar nicht. Tim DeLaughter meint das alles so. So wie er es jodelt, jauchzt und jubiliert. Und nicht anders

Fassen wir also zusammen: Bei Redaktionsschluß waren es, na sicher, 23 Männer und Frauen, die sich die Arbeit an Gitarren, Klavieren, Trompeten, Posaunen, Harfen, Flöten, Gesang und vielem mehr geteilt haben. Und auf "Together we're heavy" legen sie sich tatsächlich noch ein Stückchen mehr ins Zeug als mit ihrem auch nicht gerade trockenen Debütalbum "The beginning stages of The Polyphonic Spree". Mehr Instrumente, mehr Melodien, mehr Fanfaren, mehr Berge, mehr Message, mehr Sonne, mehr Minuten. Und mehr Power. Wenn hier nicht gleich der Aufmarsch mit "A long day continues / We sound amazed" die Welt rettet, umkrempelt und besser macht, dann wird es wohl niemals niemand nirgendwo schaffen. "It's the sun", falls Sie es noch nicht gewußt haben.

Und so braucht man The Polyphonic Spree auch gar nicht erst mit den gängigen Vorwürfen von Kitsch und Quatsch und Bombast zu kommen - genau darum geht es hier ja schließlich. Nichts könnte kitschiger sein, als das Waldhorninferno aus "Two thousand places". Nichts ist größerer Quatsch, als die achtminütige Festtagssinfonie "Suitcase calling" inklusive einsamer Operndiva. Und wenn der Schwulst hier nicht sowieso aus jeder entflammten Kehle sprüht, soll es diese wahnsinnigen Nachthemd-Hippies nie gegeben haben. Aber ist die Vorstellung, daß Wayne Coyne die Fischer-Chöre dirigiert, nicht viel zu schön? Und könnte es vielleicht ein Zeichen sein, daß die positivste Platte des Jahres am Tag vor seiner wichtigsten Entscheidung erscheint? Hoffen wir das Beste.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Section 11 (A long day continues / We sound amazed)
  • Section 14 (Two thousand places)
  • Section 19 (When the fool becomes a king)

Tracklist

  1. Section 11 (A long day continues / We sound amazed)
  2. Section 12 (Hold me now)
  3. Section 13 (Diamonds / Mild devotion to majesty)
  4. Section 14 (Two thousand places)
  5. Section 15 (Ensure your reservation
  6. Section 16 (One man show)
  7. Section 17 (Suitcase calling)
  8. Section 18 (Everything starts at the seam)
  9. Section 19 (When the fool becomes a king)
  10. Section 20 (Together we're heavy)
Gesamtspielzeit: 57:53 min

Im Forum kommentieren

Loketrourak

2021-04-20 08:33:34

Lithium kommt von 'ner Extra Ep "Wait".

Analog Kid

2021-04-19 21:10:08

Ach schau an, vor nem Jahr schonmal revisited

Also bin jetzt anscheinend sehr in Stimmung, gefällt wieder mal gut grad. Besser produziert und ausformuliert die Songs, ein paar wirklich schöne Hits dabei, insgesamt ein klein wenig zu lang vielleicht. Psychedelisch angeschickerte Opulenz, in der richtigen Stimmung wie schon erwähnt ein schöner Stimmungsaufheller.

Bei meiner Version ist leider kein Lithium dabei, dafür aber 2 mehr als passable Bonustracks

Loketrourak

2019-10-24 15:41:22

War schon eine gute Band

slowmo

2019-10-24 14:39:41

Zugegeben, man muss schon in der richtigen Stimmung sein.

Irgendwie erschreckend, dass das schon fast 15 Jahre her ist. Gefühlt waren das bei mir eher 7-8. Weiß noch wie ich die Platte damals über das Lautforum entdeckt habe (was es ja auch schon ewig nicht mehr gibt). Hatte da auch erst später richtig gezündet. Eine 23-köpfige Band ist halt auch etwas ungewohnt. Künstlerisch anspruchsvollere Gute-Laune-Musik aus dem Indie Spektrum hört man sonst auch echt nicht so oft. Auch generell nicht so leicht zu kategorisieren. In der Hinsicht hatte ich zuletzt mit Fucked Up ein ähnlich skurriles Hörerlebnis.


Analog Kid

2019-10-24 09:57:38

Die fand ich auch mal toll. Ewig nicht gehört.

Kann mich aber auch dunkel erinnern, das bei meinem letzten Hörversuch ganz schrecklich und aufdringlich in seiner gnadenlosen Erweckungsfröhlichkeit gefunden zu haben. War ich wohl grad nicht in Stimmung :)

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