
Jello Biafra With The Melvins - Never breathe what you can't see
Alternative Tentacles / CargoVÖ: 25.10.2004
Dampframme
Kooperationssaison bei den Melvins. Kurz nach "Pigs of the roman empire", dem gemeinsamen Werk mit Lustmord, kommen die Ausnahmerocker jetzt im Doppelpack mit Hardcorelegende Jello Biafra. Für die jüngeren Leser: Dieser Jello Biafra hat mal bei einer Punkrockkapelle namens Dead Kennedys gesungen. Und er hat neben Mike Patton vielleicht eine der unverwechselbarsten Stimmen in der alternativen Musikszene. Herr Biafras Name steht hier durchaus verdient an erster Stelle, zumal auch die Songs sehr viel mehr nach "Knüppel aus dem Sack" denn nach "Dampframme in die Magengrube" klingen.
Es ist schon bemerkenswert, wie weit sich die Melvins hier stilistisch zurücknehmen und mit großer Selbstverständlichkeit als Begleitband eines ganz unzweifelhaft im Mittelpunkt stehenden Sängers herhalten. Diese Rolle nicht als Degradierung zu empfinden, erfordert eine erhebliche Portion Selbstbewußtsein, sie derartig bravourös auszufüllen benötigt gute technische Fähigkeiten und eine funktionierende Bandchemie. Jello Biafra hätte es nicht besser treffen können. Mit dieser Macht im Rücken kann er seine Stimmbänder Salti schlagen lassen und das verkommene System mit scharfer Zunge sezieren.
"Thank you, Osama / You're the saviour / Of our economy today / Now that the dotcoms / Choked on their stock frauds / Goldmine's homeland security." Jello Biafra ist immer noch ein Stück bösartiger, zynischer und schärfer als die meisten der derzeit auf die amerikanische Präsidentenclique Einprügelnden. Vor allem aber steht dieser Mann wie kaum ein anderer außer Verdacht, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen - vielmehr meldet sich hier der Lokführer zu Wort.
Derweil befeuert King Buzzo mit seiner Mannschaft den Kessel. Druck und Hitze treiben den exaltierten Gastfrontmann an und zu Höchstleistungen. Jello Biafra scheint es zu genießen, mal wieder mit einer gut eingespielten Truppe, die sich voll und ganz auf ihn einläßt, zu lärmen. Die Dead Kennedys werden nach etlichen Prozessen und viel bösem Blut sicher niemals wieder gemeinsam einen Raum, geschweige denn ein Aufnahmestudio betreten. Das ist einerseits schade, andererseits aber möglicherweise auch besser so. "Never breathe what you can't see" jedenfalls macht die so entstandene Lücke allemal kleiner. Schade, daß diese Paarung wohl ein einmaliges Projekt war. Davon könnten wir mehr gebrauchen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Plethysmograph
- Islamic bomb
- Caped crusader
- Dawn of the locusts
Tracklist
- Plethysmograph
- McGruff the crime dog
- Yuppie Cadillac
- Islamic bomb
- The lighter side of global terrorism
- Caped crusader
- Enchanted thoughtfist
- Dawn of the locusts
Referenzen