The Delgados - Universal audio

Chemikal Underground / Rough Trade
VÖ: 18.10.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Where is the hate?

Der letzte Strohhalm für leere Rezensentenhirne ist gleichzeitig sein größter Feind: der Pressezettel. Es gilt als Unding, allzu arg auf diesem Stückchen Papier rumzureiten, schließlich kann es ja auch nichts dafür. Aber heute haben wir es eilig und können da leider keinen Fick drauf geben. Einmal dran gesaugt also (wir reden jetzt wieder vom Strohhalm), und schon tippt es sich wie von selbst in die Tastatur: Die Delgados machen jetzt Pop. Die Delgados haben keine Lust mehr auf große Streicherensembles. Die Delgados wollten ihr neues Album nämlich so einfach wie möglich halten. Die Delgados wollten außerdem ein paar Gitarrensoli spielen. Und die Delgados haben das Album des Jahres gemacht. Ha, da wären wir jetzt ja fast drauf reingefallen.

Fest steht jedenfalls: Nach der blütenweisen Ironie und dem butterweichen Sarkasmus ihrer letzten Platte "Hate" wird bei den Delgados jetzt erstmal durchgelüftet. Wahrscheinlich klingt die vorausgeschickte Single "Everybody come down" deshalb wie quer durch den Kakao gezogen. Ein geradezu süßer Fiepmatz von einem Popsong, dessen Refrain sich schneller eingehakt hat, als man dazu im 4/4-Takt klatschen kann. Gut und schön ist das wirklich, aber wer deshalb jetzt mit einer Platte voll lustiger Singalongs rechnet kennt die Delgados schlecht. Die Schotten wollen mit "Universal audio" zwar weg vom ewigen Image der Kritiker-Darlings und endlich ein paar Platten verkaufen. Verbogen hat sich deshalb aber noch lange keiner.

Und so dauert es auch nicht lange, bis man die erste Tür mit Abgrund dahinter aufstößt. "Come undone" schleppt ein mißgestimmtes Klavier und zentnerschwere Schlagzeuglast an Emma Pollocks glasierter Stimme vorbei. "The city consumes us" blüht gleichfalls hinter dunklen Pianoakkorden zur rauschenden Hymne auf. Und im abschließenden "Now and forever" wickeln sich Harfe und Akkordeon derart freundlich umeinander, daß die taktlos dazwischentrampelnde Stakkato-Gitarre einem wie das Ende der Welt vorkommen will. Daß "Universal audio" trotzdem versöhnlicher erscheint als das bissige "Hate", mag tatsächlich daran liegen, daß die Delgados mehr denn je um Einfachheit bemüht waren. Wer aber solch bittersüße Texte wie diese Band schreibt, wird niemals einen simplen Popsong hinbekommen. Und das ist gut zu wissen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Everybody come down
  • The city consumes us
  • Now and forever

Tracklist

  1. I fought the angels
  2. Is this all that I came for?
  3. Everybody come down
  4. Come undone
  5. Get action!
  6. Sink or swim
  7. Bits of bone
  8. The city consumes us
  9. Girls of valour
  10. Keep on breathing
  11. Now and forever
Gesamtspielzeit: 40:48 min

Im Forum kommentieren

fakeboy

2022-06-08 16:40:36

Schön. Eine sehr tolle Band, die ich leider immer mal wieder komplett vergesse.

Immermusik

2022-06-08 15:41:43

https://www.clashmusic.com/news/glory-be-the-delgados-are-back

Schön, auch wenn es „nur“ Konzerte in UK sind.

The Triumph of Our Tired Eyes

2007-10-30 14:13:16

@Nein, nein und nochmal nein. Passt perfekt zur Jahreszeit.

musie

2007-10-30 14:04:00

dieses album rettet nur noch meinen keller. schade eigentlich..

The Triumph of Our Tired Eyes

2007-10-30 13:54:40

Danke, die Band ist wirklich wundervoll.

Musik kann Leben retten? Oh ja. Sage nur: "if this is a plan". Danke dafür.

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