Kolkhorst - Pizza Amore

Tapete / Indigo
VÖ: 04.10.2004

Italienische Wochen

Im restlichen Leben beinahe Rockstar, dieses Mal musikalischer Pizza-Bäcker. Kai-Uwe Kolkhorst ist ein rastloser Geselle. In der Zeit, in der seine Jungs von Besser mal nicht auf Tour sind, bastelt er an Song-Miniaturen und Melodie-Fragmenten herum. Oft ist die Gitarre seine beste Freundin. Doch auf "Pizza Amore" hängt er immer mal lieber mit ein paar Keyboards und dem alten Drumcomputer von nebenan ab.

In solchen Momenten wirkt das Solodebüt des Norddeutschen wie ein seltsames NDW-Update. Stoisches Sequencing, antiquierte Drumrolls, unbeirrte Reserviertheit. Das Falco-Cover "Einzelhaft" steht als konsequentester Vertreter für diese Unterkühltheit. Spannender ist es da jedoch, Kolkhorst dabei zuzuhören, wenn er seine Leidenschaften zuläßt. Dann perlt die Gitarre, seine Stimme fleht und bangt, und manche feine Zeile erblickt das Licht der Welt. "Ich drehe mich innerlich / Und spiele nicht mehr gegen mich / Mensch ärgere Dich nicht."

Es flirrt also reichlich Elektronik durch "Pizza Amore". Und statt einen plumpen Witzes über seine italienische Herkunft zu reißen, hat sich Kolkhorst bei der Pizza-Metapher offenbar etwas gedacht. Mit der Steckdose als Grundlage, einer Handvoll europäischer Sprachen als Belag und mit Gewürzen aus Jazz, Folk, Funk und NDW verfeinert. Zwar nicht immer mit dem letzten Druck, den seine Hauptband bei Hymnen wie "In Deinen Augen schlafen" auszeichnet, aber immerhin mit Gefühl. Und trockenem Witz: "Für alle, die das falsch verstehen / Ihr könnt jetzt nach Hause gehen / Da läuft was Schönes für Euch im Fernsehen."

(Oliver Ding)

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