Social Distortion - Sex, love and rock'n'roll

Kung Fu / Rough Trade
VÖ: 27.09.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Punkbonbon

Die letzten Schritte die Treppe hinauf werden immer schneller. Hastig den Schlüssel gesucht und rein. Während die Wohnungstür noch knallend ins Schloß fällt, geht der Gang schnurstracks zur Stereoanlage. Etwas Besonderes steht an. Einkaufstasche leeren. Und da liegt sie nun also vor einem auf dem Tisch. Kaum zu glauben, aber wahr. Erwartungsfroh, voller Respekt und mit einer gewissen Ehrfurcht wandert der musternde Blick herab auf die einhundertsechsundsiebzig Quadratzentimeter, die mehr als nur ein stinknormales Jewel-Case, etwas bunt bedrucktes Papier und eine mit Musik versehene runde Polycarbonat-Scheibe sind. Viel mehr.

Schließlich handelte es sich gerade um keine x-beliebige Shopping-Tour durch die CD-Regale der Republik. Kein hemmungsloses Rumstöbern, Reinhören, Weglegen, Mitnehmen. Keine unnötige Suche, sondern nur ein einziges Ziel, auf das man satte acht Jahre lang hat warten müssen. Und wenn man ehrlich ist, hat man trotz zahlreicher Gerüchte und Wasserstandsmeldungen im Laufe der Jahre kaum mehr auf ein neues Studioalbum von Social Distortion zu hoffen gewagt. "White light, white heat, white trash" war und ist aus den ewigen Top Irgendwas nicht wegzudenken. Ein Album mit Songs für die Ewigkeit. Und nun? Neues Material. Endlich! Vorfreude gepaart mit der Angst vor Enttäuschung macht sich breit. Einfach so anhören? Kurze Pause. Ja, klar, was sonst?

Es bereitet etwas Probleme, das transparent glitzernde Papier mit den leicht zittrigen Händen loszuknibbeln und dann hektisch wegzureißen. Ausgepackt, reingepackt, Play gedrückt. Was dann im Laufe der nächsten Minuten passiert, ist wohl in der Tat mit den allseits bekannten goldig-braunen Karamell-Sahne-Bonbons zu vergleichen. Man weiß, wie sie schmecken – und zwar gut. Und irgendwie hat man das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein, respektive dergleichen zu hören, wenn man "Sex, love and rock'n'roll" aufdreht. Sie ist wieder da, die unverwechselbare Stimme von Mike Ness. Die lebende Legende, die diese Band 1978 (!) in der Stadt der Engel ins Leben rief. Da sind sie wieder, die Melodien in den lang gezogenen, treibend nach vorne gehenden Refrains ("Reach for the sky", "Don't take me for granted"), die gut gelaunten und Laune machenden Partylieder mit Mitgrölfaktor ("Nickels and dimes") und die textlich leicht angepißten, zugleich aber herzensgut interpretierten Dreiminüter ("I wasn't born to follow", "Live before you die") für die rebellischen Momente zwischendurch.

Und natürlich geht's auch anders. Länger, rockiger, aber auch ruhiger. "Footprints on my ceiling" und "Winners and losers" können Klassikern wie "Dear lover" und "I was wrong" zwar längst nicht das Wasser reichen, kommen ihnen in punkto Melancholie und Wärme aber recht nahe. "Angel's wings" hingegen erweist sich nicht nur vom Titel her als perfekte Fortsetzung von "When the angels sing". Gutes bleibt gut. Und das nicht nur in der Werbung.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Don't take me for granted
  • Nickels and dimes
  • Angel's wings

Tracklist

  1. Reach for the sky
  2. Highway 101
  3. Don't take me for granted
  4. Footprints on my ceiling
  5. Nickels and dimes
  6. I wasn't born to follow
  7. Winners and losers
  8. Faithless
  9. Live before you die
  10. Angel's wings
  11. Mommy's little monster (live)
Gesamtspielzeit: 41:43 min

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