The Twilight Singers - She loves you

One Little Indian / Birdman / Rough Trade
VÖ: 27.09.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schwarz auf weiß

Es ist die Lieblingsmetapher des Greg Dulli. Und er hat sie sogar so gern, daß sie uns bei fast jeder seiner Veröffentlichungen gleich vom Cover entgegenleuchtet. Der Gegensatz von Schwarz und Weiß, und alles, was da so drin und dahinter steckt. Das finale Afghan Whigs-Album hat er "Black love" betitelt und das famose jüngste Twilight Singers-Album "Blackberry belle" mit einer kargen, farblosen Landschaft geschmückt. Und die bis dato expliziteste Umsetzung brachte er mit dem Cover zu "Congregation": eine splitterfasernackte, tiefschwarze Frau, die ein weißes Kind bettet.

Da sorgt das Bildchen vorne auf "She loves you" natürlich für einen kleinen Schmunzler. Und doch verkörpert es genau das, wofür Greg Dulli und sein Schaffen stehen. Der Rezensent hatte unlängst das Vergnügen, in aller Kürze erklären zu müssen, wie denn die Twilight Singers klängen. Der hilflose Versuch: "Stell Dir die Smashing Pumpkins zu 'Mellon collie'-Zeiten vor. Oder einfach leidenschaftlichen Soul-Rock mit einer ganzen Menge Sex!" Aber letztlich steht und fällt alles mit Greg Dulli. Denn der Soul, der Sex, die Leidenschaft, alles steckt in dieser einzigen Stimme.

Nachdem kaum eine seiner Live-Shows ohne Cover auskommt, hat er nun für "She loves you" elf Songs von überwiegend weißen Künstlern durchs schwarze Kohlepapier seines Organs gepaust, davon fünfmal mit Mark Lanegan als gesanglichem Komplizen. Natürlich nicht vorsichtig, sondern so ordinär es nur geht. Eine dicke Patschehand greift unter den Rock von so zerbrechlichen Songs wie Nina Simones "Black is the colour of my true love's hair" oder Martina Topley-Birds "Too tough to die". Und was herauskommt, ist keine Musik zum Kuscheln. Sondern solche zum Ficken, Ficken, Ficken.

Sollten bis hierhin noch Menschen über 18 mitlesen, die nicht von ihren Eltern vom Computer gezerrt worden sind und Plattentests.de-Verbot auf Lebenszeit bekommen haben: Das Album lohnt sich. So unterschiedlich die Interpretationen in Tempo und Stil auch sind: Jeder einzelne davon wird zu Dullis Song, und wer die Originale kennt, muß sich schon sehr anstrengen, diese hier wiederzuerkennen. Mit Dulli wird "Please stay (Once you go away)" noch heißer als bei Marvin Gaye, wird "What makes you thing you're the one" (Fleetwood Mac) zum begehrlichen Flehen, "Hard time killin' floor" (Skip James) zum etwas spannungsarmen Ausflug in die Spiritualität, und "Summertime" (George Gershwin) zum tränenseligen Abgesang. "Hyperballad" verprüht bis zum etwas überladenen Refrain nicht weniger Faszination als Björks Original. Und wenn "Real love" von Mary J. Blige sexualisiert wird, denkt nun wirklich keiner mehr an wahre Liebe. Es riecht nach Schweiß. Mit "She loves you" kann die Nacht heiß werden. Und vor allem lang.

(Armin Linder)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hyperballad
  • What makes you think you're the one
  • Real love
  • Please stay (Once you go away)

Tracklist

  1. Feeling of gaze
  2. Too tough to die
  3. Hyperballad
  4. Strange fruit
  5. What makes you thing you're the one
  6. Real love
  7. Hard time killing floor
  8. A love supreme
  9. Please stay (Once you go away)
  10. Black is the colour of my true love's hair
  11. Summertime
Gesamtspielzeit: 39:40 min

Spotify

Threads im Forum