
Ben Harper And The Blind Boys Of Alabama - There will be a light
Virgin / EMIVÖ: 20.09.2004
Weinprobe
Mit einem neuen Ben Harper-Album ist das ja immer so eine Sache. Erwartungsvoll legt man es ein, skippt und skippt und skippt. Bis man sie findet: Die phänomenale Ballade, von der Ben Harper auf jedem seiner Platten mindestens eine versteckt hält. Dann hat man sie gefunden. Und würde am liebsten den Tränen freien Lauf lassen, wenn man sich nicht selber so gut erzogen hätte. Denn große Männer weinen nicht, und blamieren wollen sie sich nicht einmal vor sich selbst.
Aber es wäre andererseits etwas ungerecht, Ben Harper auf Songs wie "Amen omen", das zuletzt auf Diamonds on the inside" höchste Contenance erforderte, zu reduzieren. Schließlich kann er noch weit mehr, der nachdenkliche Kerl mit dem Afro-Kinnbart. Er kann in allen Lagen wunderbare Laute aus seiner Kehle pressen. Kann auch schöne Midtempo-Songs schreiben. Und mit größter Vorliebe kann er sich durch Blues, Soul, Funk und Rock jammen, nicht immer mit Struktur, aber mit größter Freude.
Was hat es nun mit "There will be a light" auf sich? Zunächst mal ist das Cover anders als bei "Diamonds on the inside" keine Augenweide, sondern eine Beleidigung. Und auch die inneren Werte haben sich gedreht. Es geht noch spontaner zu, noch erdiger, und vor allem noch schwärzer als sonst, was bei einem Schwarzen, der eh schon tiefschwarz klingt, einem kleinen Kunststück gleichkommt. Aber das ist kein Wunder. Denn nach etlichen Live- und Studio-Kooperationen handelt es sich um das erste komplette gemeinsame Album von Ben Harper und den Blind Boys Of Alabama. Einer 1937 gegründete Gospel-Combo, die seitdem unermüdlich im Namen des Herrn unterwegs ist, die auf Peter Gabriels letztem Album "Up" gastiert ist und 2001 den Grammy fürs "Best Traditional Soul Gospel Album" eingefahren hat. Wie alt die Herren sind und wie weise sie klingen, kann sich jeder vorstellen.
Das stellt alle Harper-Fans, die den Herren ausschließlich wegen der Songwriter-Balladen schätzen und die gratis mitgelieferten, mitunter tollen Stilspagate billigend in Kauf nehmen, vor eine harte Zerreißprobe. "There will be a light" bietet tatsächlich wenig mehr als authentischen, jahrzehntelang gereiften Gospel. Die meisten Songs stammen aus Harpers Feder, daneben finden sich Gospel-Traditionals und das vielfach (u.a. von Johnny Cash, den Walkabouts und Jeff Buckley, bei dessen Beerdigung der Song gespielt wurde) dargebotene "Satisfied mind". Gemeinsam loben sie den Herren, der Mittdreißiger und die mindestens doppelt so alten Blind Boys Of Alabama. Die Blues-Ballade "Where could I go" und der schöne Titelsong zählen zu den wenigen Ausnahmen. Der Rest ist für ungeübte Hörer nicht unspannend, aber sicher nicht so befriedigend wie ein reguläres Harper-Album. Wer mit Gospel vertraut ist oder eine Entdeckungsreise wagen möchte, kann sich auf "There will be a light" einlassen. Bei allen anderen werden die berühmten Beinahe-Tränen eher aus anderen Gründen fließen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Wicked man
- Where could I go
- There will be a light
- Church on time
Tracklist
- Take my hand
- Wicked man
- Where could I go
- Church house steps
- 11th commandment
- Well well well
- Picture of Jesus
- Satisfied mind
- Mother pray
- There will be a light
- Church on time
Referenzen