Client - City

Toast Hawaii / Mute / EMI
VÖ: 27.09.2004
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Am Fenster

Englisches Understatement gepaart mit teutonischer Unterkühltheit. Client zeigten schon auf ihrem Debüt ihre aufreizend kalte Schulter. Und auch auf dem zweiten Album der Britinnen findet man keine unnötige Wärme oder überflüssige Querschläger. Die Bytes werden streng nach hinten gekämmt, Melodien trimmen Client unter dem Elektronenrastermikroskop exakt auf Stromlinie. Und wenn mal ein paar Streicher für die Illusion von Leidenschaft stehen sollen, nimmt das MIDI-Schlagzeug jeden Hauch von Echtheit gleich wieder mit.

Client sind ein Kunstprodukt. Wobei die Betonung auf Produkt liegt. Aber auch durchkalkulierte Künstlichkeit sorgt für Laune. Wenn im potentiellsten Hit der Handvoll potentieller Hits von "City" augenzwinkernd "There's no music on my radio" geklagt wird, macht der so charmant bezirzte Formatcomputer gleich mal ein prominentes Plätzchen in der Rotation frei.

"City" ist vollgepackt mit offensichtlichen und unbewußten Zitaten an die gute alte Plastikzeit. Und doch kommen alle Songs mit der Handvoll Spuren aus, die die rauschenden Tonbandgeräte damals vor der digitalen Revolution noch hatten. Ist auch die Software, mit der Client zuwerke sind, auf dem neuesten Stand, bekommen sie die neongrelle Sterilität der frühen bis mittleren Achtziger ausgesprochen authentisch hin. Hier wurde nicht lediglich ein schickes Moog-PlugIn heruntergeladen. Immer nur ein Ton, immer nur eine Spur im Logic-Fenster. Client geben sich alle Mühe, für die sie unter dem kurzen Uniformkleidchen Platz hatten.

Das schindet nicht nur bei den dabeigewesenen alten Säcken wie Martin Gore Eindruck, der für den Hüftsteif-Groove seine entrückte Kopfstimme angeworfen hat. Sogar Englands jüngste Seifenoper macht mit: Carl Bârat und Pete Dogherty von den Libertines impersonieren - mal wieder getrennt voneinander - einen Roboter. Wobei sich Dogherty als adäquater Marc-Almond-Ersatz in "Down to the underground" einen Tick besser aus der Affäre zieht, obwohl Bârat sich mit "Pornography" den besseren Song ausgeguckt hat. Und wer vermutet, daß die Platte durch die Anwesenheit der beiden derzeit heißesten Rockstars der Insel jetzt auch zur Gitarre greifen würde: "It's rock and roll" ist auch dieses Mal nur eine charmante Lüge.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Radio
  • Come on
  • In it for the money
  • Pornography

Tracklist

  1. Radio
  2. Come on
  3. Overdrive
  4. One day at a time
  5. Cracked
  6. In it for the money
  7. Pornography
  8. Down to the undergrund
  9. The chill of October
  10. Theme
  11. Don't call me baby
  12. It's rock and roll
  13. Everything must end
Gesamtspielzeit: 47:52 min

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