Megadeth - The system has failed

Sanctuary / Rough Trade
VÖ: 13.09.2004
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nervenkitzel

Man kann ja über die musikalischen Meriten und persönlichen Macken von Dave Mustaine durchaus geteilter Meinung sein. Wenn aber ein Gitarrist zwei Jahre lang wegen einer fiesen Nervenkrankheit im Arm seinen Beruf nicht mehr ausüben kann und doch irgendwie zurückkommt, dann gebührt diesem Umstand bereits Respekt. Da nun aber die letzten beiden Alben vor der vorübergehenden Auflösung von Megadeth eher in die Rundablage zu sortieren waren, war bezüglich der Qualitäten von "The system has failed" durchaus Skepsis angebracht.

"This is breaking news. It appears that Air Force One was shot down somewhere over the Middle East this morning. The president's whereabouts are presently unknown." Harter Tobak, was dem Hörer nach 20 Sekunden entgegen schallt. Und doch zeigt "Blackmail the universe" - wie es sich für einen richtigen Opener gehört - deutlich die Marschrichtung der nächsten 48 Minuten auf: "Risk" ist Geschichte, wir befinden uns wieder auf der Ebene von "Peace sells... but who's buying" und "Rust in peace". Mustaine übt harsche, zynische Systemkritik, ohne in platte "Fuck Bush"-Parolen abzugleiten. In diesem Zusammenhang ist auch obiges Sample zu verstehen. Bei Al Jourgensen wäre dies eine Wunschvorstellung, bei Mustaine der Umstand, daß die sogenannten Guten versagt haben.

Doch Mustaine kann noch so intelligente und diskussionswürdige Texte schreiben: Ohne die passende Musik läuft nichts. Und hier tauchen dann doch Probleme auf. Man merkt überdeutlich, daß Megadeth anno 2004 letztlich Dave Mustaine mit Begleitband sind. Die Songwriting-Einflüsse von Nick Menza und Marty Friedman fehlen völlig. Und bei "Back in the day" läßt Megadave sich sogar zu einer reinrassigen Blaupause von Iron Maiden hinreißen. Völlig deplaziert hingegen "Shadow of deth", in dem der 23. Psalm rezitiert wird. Dave, es ist schön für Dich, daß Du Deinen Glauben bei den "Wiedergeborenen Christen" gefunden hast. Auf einem Metal-Album interessiert das allerdings kein Schwein.

Dennoch ist "The system has failed" beileibe ein Brett. Es war die absolut richtige Entscheidung, wieder die Härtegrade von "Rust in peace" bis "Youthanasia" anzunehmen, die Alben, mit denen Megadeth richtig groß wurden. Wenn wie bei "Kick the chair" gewohnt kurzatmig Textzeilen herausgerotzt werden, fühlt man sich an Glanztaten wie "Take no prisoners" erinnert. Auch wenn die Klasse besagter Alben nicht ganz erreicht werden kann, befinden sich Megadeth wieder auf einem guten Weg zurück. Da geht man doch gerne mit.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Blackmail the universe
  • Kick the chair

Tracklist

  1. Blackmail the universe
  2. Die dead enough
  3. Kick the chair
  4. The scorpion
  5. Tears in a vial
  6. I know Jack
  7. Back in the day
  8. Something I'm not
  9. Truth be told
  10. Of mice and men
  11. Shadow of deth
  12. My kingdom come
Gesamtspielzeit: 48:30 min

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