Giant Sand - Is all over ... the map
Thrill Jockey / Rough TradeVÖ: 13.09.2004
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Jetzt ist es amtlich. Was man wegen des immensen Erfolgs von Calexico, der immer zahlreicher werdenden Soloscheiben von Howe Gelb und der zwar faszinierenden, aber doch an Resteverwertung grenzenden Veröffentlichungspolitik (zuletzt gab's eine Best-Of, ein Cover-Album und einen Schwung offizieller Bootlegs) schon ahnen mußte, bestätigt das neue Album von Giant Sand: Covertino und Burns sind raus. "Is all over." Es ist vorbei. Uff!
Aber Gelb, der sich seit Jahren durch ein buntes Netzwerk gleichgesinnter Musikverhedderer bewegt, hat gleich ein paar neue Erfüllungsgehilfen um sich geschart. Und macht eigentlich genau dort weiter, wo "Chores of enchantment" vor immerhin auch schon vier Jahren ausgefranst war. Irgendwo zwischen mexikanischer Romantik und texanischer Schlunzigkeit, zwischen amerikanischer DIY-Ästhetik und europäischem Avantgarde-Bewußtsein. In diesem Spannungsfeld ist es kein Widerspruch, Rumba-Schmelz, Jaulgitarren, Ragtime und Punkgeschrei nebeneinander zu kleben. Und so unterbricht ein keifendes Riff das Säuseln von "Classico", während die berstenden Gitarren von "NYC of time" urplötzlich einer schunkelnden Großstadthymne Platz machen. "Anarchistic bolshevistic cowboy bundle" entpuppt sich als zerlegtes Sex-Pistols-Cover, und "Hood (View from a Heidelburg hotel)" romantisiert zu Bossa-Rhythmen und versteckter Orgel.
Im Gegensatz zu seinen Cut&Paste-Einzelgängen gestattet sich Gelb zudem wieder mehr Lautstärke. Die Wüste bebt, wenn er sich in "Remote" von Scout Niblett anbrüllen läßt. Überhaupt ist "Is all over ... the map" angenehm auf den Punkt gebracht. Die Sollbruchstellen sind nur noch Geschmacksverstärker, Melodie und Harmonie bleiben stets im Fokus. Wenn sich Vic Chesnutt und Under Byens Henriette Sennenvalt mit hinreißendem skandinavischem Akzent und noch mehr Samt als im Opener an "A classico reprise" versuchen. Wenn sich Gelb selbst mit klitzekleinen Gitarrentupfern immer wieder um die eigene Achse dreht und seinem wackligen Folkrock Transparenz schenkt. Wenn die Pedalsteel flötet und das Mellotron summt. Für staubige Romantik braucht es kein Calexico. Auch im Treibsand ist's kuschelig.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Classico
- NYC of time
- Remote
- Hood (View from a Heidelburg hotel)
Tracklist
- Classico
- NYC of time
- Remote
- Flying around the sun at remarkable speed
- Cracklin water
- Rag
- Muss
- Drab
- Fool
- Les forçats innocents
- Napoli
- Hood (View from a Heidelburg hotel)
- A classico reprise
- Anarchistic bolshevistic cowboy bundle
- Ploy
Referenzen
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