Das Weeth Experience - The accentric sounds of Das Weeth Experience
Dian / IndigoVÖ: 23.08.2004
Nordseewüste
Hamburg, das Tor zur Welt. Gerne schmückt sich die Stadt mit dem großen Hafen mit diesem Trademark, und jeder, der das hört, denkt sofort an Wasser. Viel vergessener dagegen ist die Aussage, daß der wilde, wilde Westen direkt hinter der Elbmetropole anfängt. Das ist hinsichtlich der Schöpfer dieser geographisch doch sehr gewagten These nicht weiter bedauerlich, allerdings erlangt dieser Satz im Hinblick auf "The accentric sounds of Das Weeth Experience" eine Tragweite, die Truck Stop sicher nie vorausgesehen haben.
An diesem Punkt befindet sich der Rezensent in einer Zwickmühle: Der zitierte Titel trifft zwar wie die Faust aufs Auge, allerdings haben Das Weeth Experience nicht das geringste, aber auch absolut gar nichts mit alternden deutschen Countryschlagerbarden zu tun. Denn was die Jungs mit dem seltsamen Bandnamen hier abliefern, ist von Truckstop noch weiter entfernt als Nashville von Joshua Tree. Von Hamburg gar nicht zu reden. Barmbek, St. Pauli oder die Elbbrücken haben auf "The accentric sounds of Das Weeth Experience" jedenfalls keinen Platz. Stattdessen dreht sich hier alles um das Grenzgebiet im Süden der USA. Americana aus dem Norden Deutschlands. Das klingt gewagt, dabei liegen die Fußangeln in diesem Gebiet bekanntlich dicht an dicht.
Umso überraschender ist es, daß die Hamburger nicht ein eiziges mal ins Straucheln geraten. Ihr melancholischer Wüstenblues hat so viel heiße, trockene Luft geatmet, daß die Herkunft der Band in hitzeflirrender Luft vor den Augen verschwimmt und stattdessen eine verwischte Fata Morgana einer einzelnen, mannshohen Kaktee erscheint. In einem Tempo, das für die Bezeichnung schleppend fast noch zu langsam ist, verlieren sich drei Musiker vollends in ihren Songs. Vordergründig mag das auf den unaufmerksamen Zuhörer etwas gelangweilt wirken. Man muß sich schon ganz und gar auf "The accentric Sounds of Das Weeth Experience" einlassen.
Wer das tut, wird mit tiefen Einblicken in die Seelen der Musizierenden und in die inneren und äußeren Wüsten dieser Welt belohnt. "Blue" ist der perfekte Soundtrack für einen Abend, an dessen Tag wirklich alles danebengegangen ist. "Munich kitchen rocket" richtet den Zuhörer dann mit seinem unter einer dicken Lage Schwermut verborgenen Optimismus wieder auf und öffnet die Ohren für die "Electric avenue suite", vor allem aber für den grandiosen "Elvis heroin jazz". Dieses fast 10 Minuten lange und überaus träge dahinschlurfende Instrumental krönt das vierte Album der Das Weeth Experience. Wer sich hierauf einläßt, blickt in eine andere Dimension. Hamburg, das Tor zu einer anderen Welt. Wer hätte das gedacht?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Blue
- Munich kitchen rocket
- Elvis heroin jazz
- Falling down
Tracklist
- Blue
- Mind the gap
- Munich kitchen rocket
- The electric avenue suite: Part one
- The electric avenue suite: Part two
- The electric avenue suite: Part three
- Elvis heroin jazz
- The sum of some sometimes
- Rusty stars
- Falling down
Referenzen
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- Das Weeth Experience (2 Beiträge / Letzter am 11.12.2005 - 17:20 Uhr)