Warsawpack - Stock & bombs

G7 Welcoming Committee / MMS / Supermusic / Al!ve
VÖ: 06.09.2004
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Fahrenheit 9/11

Rage Against The Machine gibt's nicht mehr. Zack De La Rocha braucht einmal mehr dreizehn Jahre für jede Zeile Text, und der Rest der Truppe macht jetzt in Schweinerock. Die Beastie Boys haben die Instrumente weggelegt und tun es jetzt Old School. Und von Public Enemy hat man auch schon ewig nichts mehr gehört. Und das ausgerechnet dann, wenn ein "idiot son of an asshole father" im Weißen Haus sitzt. Wie gut, daß jetzt ausgerechnet aus Kanada eine Truppe aufrechter Handwerker kommt, die nicht nur uns hiphoppenderweise zeigt, wo der Hammer hängt.

"We'll make war until we grow strong / And stretch our arm like Lebensraum." Mit expliziter Lyrik rücken Warsawpack gegen alles zu Felde, was auch nur entfernt nach Staatsterror, Desinformation, Unterdrückung, Ausbeutung und schreiender Ungerechtigkeit klingt. Die Bush-Apologeten von CNN bekommen ebenso ihr Fett weg wie globalisierte Umweltsäue, volksverdummende Medienmogule, gentechnisch verdorbenes Fastfood und natürlich die Administration der US of A höchstpersönlich.

Marvin, Miles und Marx sind das Koordinatensystem, in dem "Stocks & bombs" kopfnickenden Anarchismus und zähnefletschende Grooves zu scharfzüngigem AgitHop fusioniert. Derber Jazz, zänkischer Funkrock, verkantete Noisereste, oldschoolige Scratches und natürlich der famose Reimfluß von Lee Raback machen den Zweitling der Ahornblätter zum vielleicht spannendsten Reim-Teil seit Saul Williams' "Amethyst rock star". Genau wie der schwarze Beat-Poet ist der Vorsteher des Warschauer Packs leidenschaftlich sauer. Doch zwischen makabrem Zynismus und bärbeißigem Spott zerrinnt sein Zorn beinahe vor Geschmeidigkeit. Präzise wie ein geschliffenes Skalpell und so sarkastisch, daß es schmerzt. "'This shot of a bomb drop is brought to you by Coke / And for Christmas the Afghans will all get a soda.'"

Nie wird mit ausrechenbaren Raps gelangweilt. Rabacks melodischer Sprechgesang schlenkert wie die Musik seiner sechs Kollegen mit allerlei emotionalen Untiefen durch eine Welt aus Blut, Schweiß und Tränen. Staubtrocken und doch leichtfüßig tänzelnd. Abgründig wie der erbärmliche Zustand der Welt und vielseitig wie ihre Nationen. Indymedia und Breakbeats, Bläserdruck und Wahlkampf. "They're forced to store their harvests in body bags / Dress their kids in tattered rags / With faded prints of American flags / On them." Wer sein Debüt am ersten Jahrestag der WTC-Katastrophe in die Läden stellt hat, zieht auch auf dem Zweitling den Kopf nicht ein, sondern setzt ihn durch. Gegen alle Widerstände. Und das Beste: Zu dieser Revolution kann man sogar tanzen.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lump of coal
  • Pig dog
  • Wolfblitzer
  • War on drugs

Tracklist

  1. Intro
  2. Lump of coal
  3. Pig dog
  4. Mammon parade
  5. All fours
  6. Pushing hands
  7. Wolfblitzer
  8. War on drugs
  9. Rogue nation
  10. Nine
  11. TV eyes
  12. Limited time offer
  13. Hybrid
  14. Market steward living
Gesamtspielzeit: 55:35 min