The Hidden Hand - Mother teacher destroyer

Exile On Mainstream / Southern / Soul Food
VÖ: 26.07.2004
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Symptom of the universe

Das Weltall, unendliche Weiten. Dies ist die Geschichte des Raumschiffs Wino, das in Galaxien vorstößt, die noch nie zuvor ein Doomrocker gesehen hat. "Hört, hört!", denkt sich da der unbedarfte Leser und erwartet wahrhaft Großes. Doch sei eben diesem Unbedarften die Erkenntnis mit auf den Weg gegeben, daß das Doomrock-Universum ein echter Mikrokosmos ist. Unendliche Weite, das bedeutet hier der Sprung vom Tritonus zur Moll-Terz. Als Zentralgestirn findet man das schwarze Loch namens Black Sabbath, das von einer kleinen Schar unermüdlicher Space-Kadetten umkreist wird. Einer von ihnen heißt Scott "Wino" Weinrich. Kaptain Wino bemüht sich schon seit beinahe 20 Jahren mit verschiedenen Raumschiffen um die Minimierung des Abstandes zum alles bestimmenden Mittelpunkt seines Universums.

Das ist der Kontext, in dem man das neue Werk von Winos aktueller Band The Hidden Hand überraschend, genreübergreifend und beinahe revolutionär nennen darf. Was ist passiert? Nun, offensichtlich hat unser Raumreiseveteran wahrgenommen, daß auch die Allmacht vom schwarzen Samstag nicht ausschließlich Dampfwalzenriffs ins All schleuderte (man ist sich nicht im Klaren, ob die Zeit im Doomiversum eventuell sehr viel langsamer läuft und daher je nach Blickwinkel die Vergangenheitsform in letzten Satz als falsch empfunden wird). Dicht unter der Oberfläche des mattschwarz schimmernden Mittelpunktes seiner jahrzehntelangen Umlaufbahn hat Wino winzige flauschig weiche Strukturen erkannt, die er Balladen getauft hat.

Bei dem Versuch mehr über diese seltsam zarten Gebilde herauszubekommen, ist das Raumschiff The Hidden Hand auf ungewohnten Bahnen durch sein kleines All gekurvt. Beinahe schon ähneln die Bewegungen einer harmonischen Grundschwingung. Das Tempo ist hier und da - genau wie der Zorn - gedrosselt. Die Crew hat herausgefunden, daß ihre Verstärker Regler haben, die man auch entgegen des Uhrzeigersinns drehen kann. Der Klang ihrer Instrumente paßt sich dann der Zartheit der neuentdeckten Klangwelt an. Natürlich ist beim Herunterregeln des Verzerrungsgrades äußerste Vorsicht geboten, denn ohne das Brüllen und Grollen glühender Röhren zerfällt das All zu Staub. Weiß ja jedes Kind.

Nein, von außen betrachtet bietet "Mother teacher destroyer" keine grundlegenden Veränderungen. Stattdessen bemerkt man gewohnt solide handwerkliche Leistung und ein paar Nuancen, die sich verschoben haben. The Hidden Hand spielen Stücke, die tatsächlich den Begriff 'Song' im Wortsinn verdienen. Ein paar Melodien mehr, etwas weniger Dampfwalze. Aber sicher kein Ausbruch aus gewohnten Strukturen. Wino enttäuscht sein Gefolge nicht. Und die anderen wissen ja gar nicht, wie schön es wirklich ist, in seinem kleinen Doomiversum.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Draco vibration
  • Black ribbon
  • Magdalene

Tracklist

  1. The crossing
  2. Half mast
  3. Desensitized
  4. Draco vibration
  5. Black ribbon
  6. Magdalene
  7. Currents
  8. Travesty as usual
  9. Coffin Lily
  10. Sons of kings
  11. The deprogramming of Tom Delay
Gesamtspielzeit: 47:58 min

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