Sugareen - Ready, steady, go!

Enola
VÖ: 18.09.2000
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nichts für Diabetiker

Zahnärzte dieser Breitengrade aufgepaßt! Gerüchten zufolge besteht in Kürze die Gefahr erhöhter Angriffe auf musikbegeisterten Zahnschmelz. Dafür verantwortlich zu machen ist Sugareen, eine Formation aus Göttingen, die sich von Marcus Wichary (Ex-Terry-Hoax) die Zuckerstreuer reichen läßt. So bewaffnet will man das Wort Pop mit gleich drei Ausrufezeichen schreiben. Terry Pratchett stellte einst fest, daß die Verwendung mehrerer Ausrufezeichen ein sicheres Zeichen für einen kranken Geist sei. Dies scheint erst einmal nur bedingt zuzutreffen, den eins muß man den Zuckerbäckern um Frontfrau Karin Reilly lassen: das unerschütterliche Gefühl für Melodien, die jedem Diabetiker lebensbedrohlich werden könnten.

Dieser Pop schmilzt, wie in "Melt" schon richtig festgestellt wird, nicht erst im Ohr, sondern schon in der Hand. "Feeling oh so pretty / when you put your arms around me / And when you kiss me I just melt" Solche Boy-trifft-Girl-und-Girl-singt-ein-paar-zuckersüße-Verse-darüber-Poesie vermutete man eigentlich seit den späten Fünfzigern am eigenen Bubblegum erstickt und ausgestorben. Zeilen wie "I put some corn flakes in a bowl / I realize that the milk is old" aus "It's hard" sollen wohl wahre Lachstürme auslösen, schaffen es aber nicht mal, für ein bemühtes Lächeln zu sorgen. Der Versuch über das alltägliche Chaos zu singen, gerät wie fast alles zur mittleren lyrischen Katastrophe. Über allem liegt zudem eine Grütze aus Ooohs und Aaahs, daß sich die Zehennägel im Takt mitrollen.

Dabei traut sich die Band sogar manchmal zu, verstärkt aufs Gaspedal zu treten, wie zum Beispiel im Instrumental "Paul Gascoigne", das scheppernde anderthalb Minuten zwischen den Surfaris und den B-52s bietet. Möglicherweise liegt es daran, daß in diesem einen Song Sängerin Reilly ihre Überdosis Zuckerguß ausnahmsweise einmal zurückhält, daß sich hier ein einsames Highlight abzeichnet. Ansonsten plätschert die Musik aber dermaßen unaufgeregt daher, daß man förmlich den Geruch des durch die angezogene Handbremse verschmorten Gummis riechen kann, aber zumindest hat man dann kandierte Bremsklötze. Wenn man wenigstens zugeben würde, mit "Ready steady go!" Trash reinster Prägung vorzulegen, könnte man eventuell noch ein Auge zudrücken. So ernst und bemüht aber, wie hier das Wort Pop betont wird, ist man wohl besser beraten, die Zahnbürste griffbereit zu halten.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Paul Gascoigne

Tracklist

  1. Black & blue
  2. Stay
  3. Traffic jam
  4. Melt
  5. Agent Dan
  6. It's hard
  7. Dolores
  8. Nowhere to go
  9. She likes to be
  10. Paul Gascoigne
  11. Catch you
  12. Rarity
  13. Take it
  14. Rendezvous d'amour
Gesamtspielzeit: 43:05 min