Neurosis - The eye of every storm

Relapse / SPV
VÖ: 05.07.2004
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Blick in die Tiefe

Schleichend, fast unmerklich passiert es. Die Temperatur sinkt, die Sonne verschwindet. Es wird dunkel. Mitten am Tag. Eine Art Sonnenfinsternis. Weil alle wissen, daß es schnell wieder hell wird, ist keiner beunruhigt. Aber es bleibt dunkel. Für eine Stunde. Eine Stunde, in der man von der ganzen Schönheit der Düsternis gefangen genommen wird. Ein Sturm namens Neurosis fegt durch die Boxen - und durch die Köpfe der Hörer.

Knapp zwanzig Jahre wirkt diese Band schon - zwanzig Jahre im Schatten all der Dinge, die die Welt eigentlich so gar nicht lebenswert machen. Auf jeder ihrer Scheiben haben Neurosis versucht, der Vertonung aller Mißstände näher zu kommen. "The eye of every storm" gehört dabei zum bislang wohl besten Abbild der Zerrissenheit des Weltgeschehens. Und auch beim neuesten Werk steht nicht der einzelne Song im Vordergrund, sondern das Gesamtbild, das sich aus acht Einzelstücken zusammensetzt und einen hypnotischen Sog erzeugt, dem man sich nur durch hartnäckige Verweigerungshaltung entziehen kann.

Wer offen an die Platte herangeht, wird mit einer Reise in die Düsternis der Seele belohnt. Reise im Sinne von Erfahrung freilich - im Sinne von Urlaub selbstredend nicht. "Burn" zum Auftakt setzt den Klangteppich in Flammen. Die Reise beginnt mit einem Fingerzeig in die Richtung, die 60 Minuten lang folgen wird. Sägende Gitarren, sphärische Töne und ein mitreißender Gesang, der oft eher einem flehenden Klagen gleichkommt. Charakteristisch wie schon immer zieht sich als roter Faden der stete Wechsel zwischen laut und leise sowie schnell und verlangsamt durch alle Stücke. Über "No river to take me home", einem mit großartigem Finale ausgestattetem Songmonster, kommen Neurosis beim Titelstück bei einem ersten Höhepunkt an. Gänsehaut pur bietet eben dieser dritte Titel, der zwischenzeitlich praktisch Luft holt und sich dann im Gitarrendonner entlädt.

Auf diese Weise geht es immer weiter. Neurosis überraschen mit wundervollen Ideen innerhalb der durchweg auf hohem Niveau stehenden Stücke und ziehen den Hörer ganz tief in ihren Kosmos, in dem die Sonne niemals scheint. Selbst wenn Melodie und beinahe optimistische Gesangslinien erkennbar sind, wird alles schnell wieder eingerissen und in die gewohnt düstere Spur gebracht.

Spätestens beim abschließenden "I can see you" glaubt man, daß sie Dich wirklich sehen können. Neurosis waren für mehr als eine Stunde überall, vor allem tief in Deinem Kopf. "The eye of every storm" ist ein glanzvoller Höhepunkt des musikalischen Frühsommers – obwohl so wenig Sommer in der Platte steckt, wie man sich nur vorstellen kann. Im Auge des Sturms herrscht eine unheimliche Stille. Im Zentrum des alltäglichen Grauens, aus dem heraus Neurosis die Welt betrachten, offensichtlich auch. Denn nur mit der gebotenen Distanz zu den Dingen können solche Kunstwerke entstehen.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The eye of every storm
  • A season in the sky

Tracklist

  1. Burn
  2. No river to take me home
  3. The eye of every storm
  4. Left to wander
  5. Shelter
  6. A season in the sky
  7. Bridges
  8. I can see you
Gesamtspielzeit: 68:54 min

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Nur zur Info

2020-06-25 11:13:56

Orph = goku = toolband.de-Troll

Fiep

2020-06-25 10:53:58

Orph ist goku? puh... ok, das flasht jetzt, wie lange lies ich hier eigentlich schon mit..

@ Album: grad mit der aktion wieder mal gehört... ich tu mir schwer times of grace, sun that never sets und dieses hier zu ordnen. Sind für mich die beste phase die sie hatten.

Klaus

2020-06-25 10:47:31

Sorry Goku, da musst dir wen andres für suchen.

Zum Album übrigens: Nach dem Meilenstein "Through Silver in Blood" ist das mein zweitliebstes von Neurosis.

Orph

2020-06-25 10:42:31

@Klaus: Das interessiert uns, erzähl uns mehr darüber!

Fiep

2020-06-25 10:27:30

Ah, okay, verstehe. Danke für die antwort.

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