The Golden Virgins - Songs of praise
XL / Beggars / IndigoVÖ: 21.06.2004
Gefangen im Konjunktiv
Es gibt Momente im tristen Dasein eines Musikkritikers, da überfällt einen neben dem stets latenten Leid des Kreativitätsparasiten noch zusätzliche Qual: Man meint, das Blitzen einer Perle erkennen, einen Schatz heben zu können. Zeuge und Künder etwas Großen zu sein. Einer der ersten, der das legendäre "A star is born" haucht. Um schlußendlich nur ein grandioses Scheitern zu erleben. Hoffnung - Euphorie - Ernüchterung - Depression.
Das Problem der goldenen Jungfrauen ist nicht nur die nicht wirklich geschmackssichere Namenswahl, sondern vielmehr die Tatsache, daß alles hätte richtig gut werden können. Gutes Songwriting, prima Melodien. Phrasierungen und Arrangements zeugen von genügend Einfallsreichtum. Die Themenwahl bewegt sich mit den Leitmotiven Liebe und Alkohol - wobei mal mehr die eine, mal zwangsläufig mehr der andere im Vordergrung stehen - im nahezu klassischen Bereich. Am Gesang liegt es auch nicht, trotz einiger Unzulänglichkeiten im dramatischen Bereich verkauft sich Lucas Renney wirklich teuer. Eine erste Spur ins Manko ist vielleicht die durch und durch altmodische Attitüde. Wes Ahnherren die Pogues oder Levellers sowie der junge Tom Waits zu sein scheinen, des musikalische Innovationspotenz liegt eindeutig im untertourigen Bereich. Woche um Woche allerdings drehte sich "Songs of praise" im heimischen Abspielgerät. Ein Unwohlsein kam auf und verflüchtigte sich nicht mehr, welches nicht allein durch eben Gesagtes zu erklären ist.
Denn trotz oder gerade wegen aus dem Rahmen fallender Tracks wie "I am a camera", der einer Mischung aus Retro-Garage und Elektropunk ähnelt, fehlt irgendwas. An manchen Stellen ist es auch zuviel. Der wirklich guten Band mit enthusiastischem Frontmann sind an manchen Stellen schlicht die Pferde durchgegangen. Bei "We'll never be friends" hätte ein fähiger Produzent so manche Peinlichkeit eliminiert, um dem eigentlich guten Song wieder ans Licht zu helfen. Auch "Staying sober" ist so ein Beispiel. Zuviel oder falsch eingesetztes theatralisches Gehabe verdirbt den Spaß. Spätestens hier dämmert es dem Hörer, warum Menschen wie Steve Albini oder Rick Rubin so viel Geld verdienen. Sie haben die Gabe, Dingen eine klare Linie zu geben. Ballast abzuwerfen. Diamanten zu schleifen. Das Potenzial wäre vorhanden gewesen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Shadows of your love
- The thought of her
Tracklist
- Waltz of praise
- Shadows of your love
- I am acamera
- The thought of her
- Light in her window
- Staying sober
- I want to believe you
- Renaissance kid
- Sleep with me tonight
- Never had a prayer
- We'll never be friends
- I don't want no one but you
Referenzen