A Girl Called Eddy - A Girl Called Eddy
Anti / Epitaph / SPVVÖ: 05.07.2004
Tuchfühlung
Musik ist wie Kino ist wie Hollywood; ist viel Glitzer, ist viel Glamour, ist viel Gloria. Träume ein mintfarbenes Cabrio, träume eine sternenklare Nacht, träume das alles in Schwarz-Weiß. Ein Mädchen will sich dir vorstellen. Sie heißt Erin, aber Du sollst sie Eddy nennen. Auch sie hat einen Traum: Einmal Diva sein, einmal Dame sein. Im Kegel der Scheinwerfer, vor den Augen der Verehrerer. Jetzt träumt Ihr schon zu zweit: Wie wäre es, wenn sie die Musik dazu schreibt. Du darfst aufwachen, die Frau wird Dir so schnell schon nicht mehr aus dem Kopf gehen. Sie hat Dir sogar eine CD dagelassen.
Rotweingeschwängert, rauchschwadenvernebelt, melodienheischend. Eddy versteht ihr Handwerk, mehr noch: Sie lebt es. Ein Herzschlag, der sich Song nennen will, ein Pulsieren, das sich auf Platte pressen läßt. Immer nahe am Kitsch und trotzdem souverän, ehrlich, offenherzig. Ein Mädchen erzählt ihre Geschichte, vertont ihren Weg und verwandelt sich dabei von der Raupe in den Schmetterling. Sie erhebt sich über die Nebel der Alltagskonfusion und entschwindet in jene Sphären, aus denen das Gefühl zu dringen scheint. Hymnen steigen auf, Töne verdichten die Wirklichkeit. Der Hörer lauscht, er träumt, er ist ergriffen.
Es ist schweres Geschütz, es ist wirklungsvoll eingesetzt, es läßt keinen Widerstand zu. Kleider bis zum Boden, ein Ballsaal bis zur Decke. Mollig warme Klänge und eine omnipräsente Sehnsucht, die durch den Resonanzboden der Instrumente trieft. So muß es klingen, wenn kleine Mädchen schwelgen, wenn der Himmel voller Geigen hängt, die Flüsse Milch und Honig führen und man von diesem Schlaraffenland nur durch einen kleinen Zaun getrennt ist, an dem ein Holzschild hängt, das auf die Wirklichkeit zurückweist. Arien für Vollzeit-Melancholiker, große Gefühle, selbst für kleine Gemüter.
Daß solch schwere Kost gelegentlich Magenverstimmungen hervorrufen kann, daß zu viel des Guten in Langeweile auszuarten droht, all das ist erwiesen. Und doch tappt Eddymanchmal in die Honigtöpfe der Schwermut, belastet sich mit Verzierungen, die in ihrer Schönheit vom Eigentlichen ablenken. Schminkt, wo ihr eigener Kopf doch unbelassen am passendsten gewesen wäre. Am besten ist sie immer dann, wenn sich die Spannung aus dem Korsett der Opulenz herausschält, wenn die Verstärker der Gitarren bleiben dürfen, wenn die übergroßen Referenzen nicht präszise nachgezeichnet werden, wenn die Songs vor die selbsterrichtete Fassade treten. Kurz: Wenn man das kleine Mädchen erblickt, das elegant an das mintfarbene Cabrio herantritt, behutsam klopft und in den Augen einen großen Traum hegt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- A long goodbye
- Life thru the same lens
Tracklist
- Tears all over town
- Kathleen
- Girls can really tear you up inside
- The long goodbye
- Somebody hurt you
- People used to dream about the future
- Heartache
- Life thru the same lens
- Did you see the moon tonight?
- Little Bird
- Golden