Robbie Williams - Sing when you're winning
Chrysalis / EMIVÖ: 28.08.2000
Strahlemann und Söhne
Dreistigkeit siegt. Mit diesem Vorsatz ist jemand, der vor einigen Jahren noch zum absoluten Feindbild jedes aufrechten Rockfans gehörte, zum neben Marilyn Manson wohl wichtigsten (und unterhaltsamsten) Entertainer unserer Zeit geworden. Die Rede ist von keinem geringeren als Mr. Robbie Williams. Völlig unerwartet legte dieser 1997 mit seinem Erstling "Life through a lens" das beste Album vor, das Oasis nie geschrieben haben. Wer hätte nach seinem Ausstieg der Proto-Boygroup Take That gedacht, daß ausgerechnet er es sein würde, der sich die Kurt Cobains Forderung "Here we are now entertain us" als Maxime vornimmt? Die Antwort "Let me entertain you" prägte seine dritte Karriere nach einer Laufbahn als Vorzeige-Schönling und einer als Teilzeit-Junkie. Diese verläuft erfreulich erfolgreich, was man daran sehen kann, daß sofort nach der Veröffentlichung des Albums "Sing when you're winning" dieses standesgemäß an die Spitze der Charts schoß.
Dem Schicksal als Produzentenmarionette entkommen, verhilft Williams auf seinem bislang dritten Album auch einem anderen Sternchen von einst zu rockiger Credibility. Als allerdings Kylie Minogue im Studio war, um mit ihm das frech groovende "Kids" einzuspielen, versteckte er sich wie ein schüchterner Junge. So ist er halt, der Robbie. Überhaupt glaubt man bei dem öffentlich gelebten Leben des notorisch grinsenden Williams immer, daß er trotz des erwiesenen Superstardoms auf dem Boden bleibt und zu seinen Fehlern steht. Daß er kein überragender Musiker ist und seine Songs nur mit fremder Hilfe schreiben kann, sieht man ihm schnell nach. Immerhin sind die mitunter selbstironischen Texte und vor allem die Melodien auf seinem Mist gewachsen und wer solche Melodien schreibt, kann einfach kein schlechter Mensch sein.
"I seem to spend my life / Just waiting for the chorus / 'Cause the verse is never nearly good enough" Die Melodieverliebtheit schlägt sich also auch in seiner Lebensphilosophie nieder und belohnt uns mit Songs wie dem verletzlichen "Love calling Earth", dem vollmundig rockenden "Forever Texas" und dem bittersüßen "By all means necessary". Der falsche Fuß, mit dem er die Rockwelt mit der untypischen Vorabsingle "Rock DJ" erwischt hat, entspricht dem blanken Hintern, den Williams uns im Booklet präsentiert. Neben einem skandalträchtigen Video hat dieser Song allerdings herzlich wenig zu bieten. Da wendet man sich lieber Zeilen wie "Yeah, you turn down the love songs that you hear / 'Cause you can't avoid the sentiment" zu. Wirklich nieder machen will man hier aber noch nicht mal Schnulzen wie "Better man" oder "If it's hurting you". Hier schnappt man sich lieber verschämt das Taschentuch.
Aus dem riesigen Supermarkt des Pop nimmt sich das Team Robbie Williams, das neben dem vorlauten Mensch auf allen Titelseiten aus Mixer Steve Powers und Produzent Guy Chambers, von dem Williams sagt, er sei "genau so viel Robbie, wie ich es bin", besteht, alles, was es für eine zünftige Popsuppe braucht. Da darf es auch schon mal ein dicker Griff in die große Grabbelkiste sein, der diverse Melodien wie die aus Gloria Gaynors Schmachtfetzen "I will survive" zu Tage fördert. Selbstbedienung hin oder her - dieser Kerl darf das, denn es macht einfach Spaß, ihm dabei zuzuhören. Wenn als Geschenk dann so amüsante Selbstbeweihräucherungen wie "I'm an honorary Sean Connery, born '74" oder "Press be asking do I care for sodomy / I don't know, yeah, probably" dabei herauskommen, grinst man eben genau so wie Großmaul Robbie. Kurzgefaßt: Rob macht Pop. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Let love be your energy
- Supreme
- If it's hurting you
- The road to Mandalay
Tracklist
- Let love be your energy
- Better man
- Rock DJ
- Supreme
- Kids
- If it's hurting you
- Singing for the lonely
- Love calling Earth
- Knutsford city limits
- Forever Texas
- By all means necessary
- The road to Mandalay
Referenzen
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