Downset - Universal
Hawino / SoulfoodVÖ: 28.06.2004
Mutterfickender Ärger
Wer war das? Wer hat da gelacht? Ja, schon klar. Vermutlich nicht einer, nicht zwei und auch nicht nur drei. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird so ziemlich jeder, der sich schon vor gut zehn Jahren für Musik der härteren Gangart interessiert hat und in den einschlägigen Läden sein Haupt rhythmisch im Takt zu schütteln wußte, sich nicht nur verwundert und ungläubig Augen und Ohren reiben, sondern auch ein Schmunzeln kaum verbergen können. Verbunden mit einem verständnislosen "Was, die gibt's immer noch?"
Ja, tatsächlich. Sie sind es wirklich. Auferstanden von den Toten, aber ganz weit weg von jedem Phoenix und jeder aufzutreibenden Asche bringen Downset nach "Check your people" (2000) plötzlich Album Nummer vier heraus. Damit war nun wahrlich nicht mehr zu rechnen. Ganz davon abgesehen, daß die Musikwelt nun wahrlich alles andere nötiger hat als einen elfteiligen Aufguß oller Kamellen. Mehr oder weniger konsequent untergräbt das Quartett unter dem löchrigen Deckmantel "Universal" seine Anfang der Neunziger aufgebaute Glaubwürdigkeit. Spannung genommen? Entschuldigung, aber das war doch wohl abzusehen.
Eine Dekade ist es her, daß Frontmann Rey Oropeza noch etwas zu sagen, Pardon, zu brüllen hatte. "Anger" schallte es seinerzeit von L.A. bis über den großen Teich in hiesige Gefilde. Der musikalische Beitrag zum skandalösen Rodney-King-Urteil von 29. April 1992 und den anschließenden, mehrtägigen Unruhen in der Westküstenmetropole hatte nicht nur die viel zitierte Message, sondern mutierte allerorts schnell zur Clubhymne für die kleine Pogerei zwischendurch.
Anno 2004 sind Downset neben besagtem Schmunzeln nur noch für ein Gähnen gut. "Stay in the game" heißt nicht nur einer der neuen Songs, sondern scheint auch das Bandmotto zu sein. Im Spiel bleiben. Nette Idee, aber doch bitte nicht mit baugleichem Liedgut von damals. Das einstige "Anger" heißt heute "Forever". "Prostitutionalized" wurde in "Black glock" umfirmiert. Und so weiter und so fort. Prinzipiell ist gegen die nach wie vor größtenteils sozialkritischen Texte in bester Rage-Against-The-Machine-Manier genauso wenig einzuwenden wie gegen fetten, basslastigen HardcoreMetalRap-Crossover an sich. Nur alles zu seiner Zeit. Die von Downset ist einfach vorbei. Und nicht erst seit heute. Wer sich das noch gibt, hofft vermutlich auch noch auf neue Heldentaten von Clawfinger oder Dog Eat Dog. Womit wir dann auch wieder beim Lachen wären.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Stay in the game
- Smiles and cries
Tracklist
- All crews
- Forever
- Stay in the game
- Black glock
- Jumpin' off
- The rush
- Hectic
- Make this happen
- What they want
- Smiles and cries
- Universal
Referenzen
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Downset (11 Beiträge / Letzter am 13.02.2005 - 23:17 Uhr)