TV On The Radio - Desperate youth, blood thirsty babes

Touch & Go / 4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 07.06.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Flimmerkiste

Viele Sänger behaupten heute, ihre Stimme wie ein Instrument zu benutzen. Meistens weil vorher jemand gesagt hat, sie könnten gar nicht singen. Und in der Regel auch, ohne zu wissen, wovon sie überhaupt reden. Aber ist ja auch egal. Solange es gut klingt und sich schlau anhört. TV On The Radio bringt man mit so etwas aber wahrscheinlich und ziemlich hoch auf die Palme. Nicht, weil dieser Band gleich zwei begnadete Sänger vorstehen. Auch nicht, weil sie mit ihren Stimmen tatsächlich viel mehr tun, als nur zu singen. Sondern weil ihre Musik nun wirklich nach allen erdenklichen Dingen sucht. Nur nicht nach Ausreden.

Unter dem Deckmäntelchen des Post-Rocks abzutauchen, kommt für TV On The Radio gar nicht erst in Frage. Natürlich haben sie jede Menge Songs, die rechts blinken und dann doch links abbiegen. Freundlich zur Melodie rüberwinken, neben der sie minutenlang arglos hertappen. Und dann plötzlich von Gitarren geschnitten werden, die so offensichtlich neben der Spur dudeln, als wären sie einem ganz anderen Song abhanden gekommen. Alles, worin man sich bestens verlieren, verirren und verrennen könnte, ist da. Aber TV On The Radio bleiben trotzdem lieber konkret. Sie geben ihren Songs eine ganz bestimmte Richtung vor. Und wo die hinführt, das ist hier die eigentliche Überraschung.

Wenn ein Album mit schwerfälligem Fuzz-Baß und freigeistigem Saxophon-Getröte losgeht, darf man das ja schon höchst verdächtig finden. Wenn dann aber auch noch der Gesang zweier Stimmen, so schwarz wie schwarzer Kaffee, dazukommt, sollte es allerspätestens dämmern. "Desperate youth, blood thirsty babes" ist eine Platte, die dem Soul mindestens genauso nahe steht wie der Rockmusik. Und das nicht nur, weil in ihrer Mitte mit "Ambulance" ein nachdrückendes A-capella-Stück steht. Sondern vielmehr, weil sie nach Leidenschaft schreit wie seit Marvin Gaye vielleicht niemand mehr. Und weil sie es wirklich wissen will: What's going on?

Natürlich ist die Antwort immer noch die gleiche: nicht viel Gutes. Und deshalb haben sich hier drei Männer ihren fürwahr eigenen Soundtrack zur Lage der Dinge gebaut. Einer davon hat schon die Liars und Yeah Yeah Yeahs produziert, aber selbst davon ist auf "Desperate youth, blood thirsty babes" nicht viel hängen geblieben. Quere Loops gehen freihändig die Wand hoch, knochenbrechende Drum-Beats hauen eigensinnigen Gitarren die Hälse weg, und was nach 40 Minuten noch steht, fällt endgültig zusammen, wenn sich das Saxophon im teuflischen "Wear you out" die Macht zurückholt. "Cover your balls / Cause we swing kung fu". Es rette sich, wer kann.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The wrong way
  • King Eternal
  • Wear you out

Tracklist

  1. The wrong way
  2. Staring at the sun
  3. Dreams
  4. King Eternal
  5. Ambulance
  6. Poppy
  7. Don't love you
  8. Bomb yourself
  9. Wear you out
Gesamtspielzeit: 47:11 min

Im Forum kommentieren

didz

2024-09-04 16:15:01

uuuh, nice

Felix H

2024-09-04 15:56:25

Warum ist "Staring at the Sun" jetzt am Ende des regulären Albums? Komische Entscheidung.

MickHead

2024-09-04 15:43:16

The 20th-Anniversary Edition Of Desperate Youth, Blood Thirsty Babes erscheint am 15.11.

"Final Fantasy (2004 Recording)"

https://youtu.be/mISHhMoSNnM?si=dSu3xiqJhmoCRNFK

TRACKLIST:
01 “The Wrong Way”
02 “Dreams”
03 “King Eternal”
04 “Ambulance”
05 “Poppy”
06 “Don’t Love You”
07 “Bomb Yourself”
08 “Wear You Out”
09 “Staring At The Sun”
10 “You Could Be Love”
11 “Staring At The Sun” (demo) *
12 “New Health Rock” (single) *
13 “Modern Romance” (B-side) *
14 “Final Fantasy” (2004 recording) *
15 “Dry Drunk Emperor” (2005 recording) *

BoosiupHoalia

2013-07-11 06:22:16

Nice post )
http://vapatxwos.com my blog

biba butzemann

2009-06-18 15:34:38

Endlich ist die LP angekommen, was für ein Genuss!

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