Jimi Tenor - Beyond the stars

Kitty-Yo / Rough Trade
VÖ: 17.05.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Sternensegler

Es steht ja nun ein für alle Mal fest, daß Jimi Tenor nicht mehr ganz dicht ist. Unausgegorene und völlig freakige Alben wie zuletzt "Higher planes" sind mehr oder minder lautstarke Zeugen des immerhin stilvollen Austickens des Finnen. Und jetzt das: Mit "Beyond the stars" türmt sich Tenor ein schillerndes Album voller durchdacht wirkender Funkperlen und anderen Schenkelstürmern zusammen. Zwischen all die lächerlichen Posen hat sich tatsächlich wieder das trocken groovende Gespür für den Song zurückgeschummelt. It ain't worth a thing if it ain't got that swing.

Wo "Beyond the stars" auf der einen Seite erbarmungslos dem Kitsch huldigt, untergräbt Tenor seinen Hochglanz-Jazz mit geschickt zerfurchten Arrangements. Kurven, Ecken und Kanten. Sollbruchstellen. Kakophonie. Butterweiche Stimmen eilen in "Miracles" hinkenden Gitarrenakkorde zur Hilfe. Orffsche Dramatik zu pseudoorientalischem Schleiertanz in "Gamelavad". Aufgekratze Baßpoesie turtelt mit Vogelgezwitscher um die Wette, während sich die "Sirens of Salo" in der Schmalzschicht sonnen. Dazwischen dreckige Tieftöner, afrikanische Coolness, psychedelische Retrofuturistik und immer mal Tenors absurder Beinahegesang. Alles hübsch unordentlich durch die Tracks verteilt. Schizophrenie? Nun, der Rezensent ist hier nicht der Arzt.

Doch genau so kommt es, daß all die auf das schnelle Ohr zerfranst wirkenden Tracks urplötzlich einen verwegenen Sinn machen. Weil sich die strenge Logik der Big Band mit der gewohnten Unlogik Tenors nicht einfach nur fortpflanzungsfrei paaren durfte, sondern eine echte Liebesbeziehung aufgebaut hat. Weil die vielen schwülen Passagen so aufrichtig daherkommen, daß man jeden Unsinnsverdacht in den Polarkreis verbannen darf. Weil die hektische Funkpuste von "Moon godess" und "Take off" unweigerlich zu Schweißringen im Brioni-Hemden und fliegenden Hermès-Krawatten führt. Das ist Punkrock für Szenegänger. Und solche, die sich gerne dafür halten würden. Egal: Take me baby.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Moon godess
  • Beyond the stars
  • Miracles
  • Take off

Tracklist

  1. Barcelona sunrise
  2. Moon goddess
  3. Beyond the stars
  4. Asteroid belt
  5. Miracles
  6. Take off
  7. Sirens of Salo
  8. Gamelavad
  9. Going for the gold
  10. Gimme little bit
  11. Tsunami
  12. Mr. French
  13. Strawberry place
Gesamtspielzeit: 51:42 min

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