Gomez - Split the difference

Hut / Virgin / EMI
VÖ: 17.05.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Sergeant Schepper

Eben noch "in our gun", jetzt schon zurück im muffigen Proberaum. Exquisite Hinterhoflage in einem infrastrukturell gerade mal so erschlossenen Gewerbegebiet irgendwo im Nichts von Sussex. Gomez treiben ihr Spielchen dort wieder mit etwas mehr Dreck unterm Fingernagel weiter. Und wenn man Schlagworte wie "Blues statt Dance", "Rock statt Funk" und "Song statt Groove" fallenlassen möchte, ist das natürlich nur eine Parameterverschiebung. Auch auf "Split the difference" läuft beim musikalischen Haarspalten Marke Gomez noch immer alles gleichzeitig ab. Die Menschheit will eben verwirrt sein. Und dabei mit dem Hintern wackeln.

Doch anders als bei Rotzbengeln wie The Coral nimmt man Gomez die Haltung des ständigen Durcheinanders nicht als lediglich raffinierte Pose ab. Schon das taumelnd rockende "Do one" trieft vor echter Leidenschaft und quietschender Melodie. Mit angenehm rustikalen Mitteln schnoddern sich die Briten einen Zappelphillip nach dem anderen aus dem Ärmel, natürlich nicht ohne dabei noch ein paar doppelte Böden und Sollbruchstellen zu verlegen. "We don't know where we're going" düstert an stotternden Gitarren und furzenden Bässen entlang, bis plötzlich die Geisterbahn bebt. "Me, you and everybody" tänzelt an molligen Harmonieabbruchstellen vorbei, das schicke "Nothing is wrong" klopft allen Depressiven fröhlich auf die Schulter, und "Extra special guy" ist die leidenschaftsloseste Selbstbeweihräucherung seit so ziemlich ewig. Zudem sprengt "Chicken out" kurzerhand den Hühnerstall mit Lautstärke, und ausgerechnet in "Silence" bollern Gitarren und irgendeine analoge Piepskiste lautstark gegeneinander an, während der Chor selige Sechziger-Zeiten antäuscht.

Überhaupt transportieren untergrabene Kuschler wie "Sweet Virginia" oder heisere Knieschüttler Marke "Catch me up" ständig das Gefühl der sublimen Zeitreise. Von der Stimmung her irgendwie hippiesk, von der Instrumentierung naiv neuzeitlich. Dieses Mal stets im Zeichen des St. Rock'n'Roll. Zwischen den süßlichen Duft durchschmorender Verstärkerröhren und das fröhliche Zerschmettern lästiger Melancholie mogelt sich die Vermutung, daß ein paar Songs weniger nicht unbedingt geschadet hätten. Und dennoch: Links und rechts am Ohrwurm vorbei wird wie selbstverständlich auf weiterhin verdammt hohen Niveau gerockt. Denn auch das gekonnte Verpassen der naheliegenden Abfahrten muß man erst mal so famos drauf haben wie Gomez.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Do one
  • We don't know where we're going
  • Sweet Virginia
  • Catch me up

Tracklist

  1. Do one
  2. These 3 sins
  3. Silence
  4. Me, you and everybody
  5. We don't know where we're going
  6. Sweet Virginia
  7. Catch me up
  8. Where ya going?
  9. Meet me in the city
  10. Chicken out
  11. Extra special guy
  12. Nothing is wrong
  13. There it was
Gesamtspielzeit: 50:32 min

Im Forum kommentieren

kingsuede

2019-04-22 14:53:36

Heute mal wieder gehört...Silence ist m.E. immer noch der beste Song von Gomez im neuen Jahrtausend.

jo

2005-05-07 20:59:49

ja, das wird wohl an den "uk"-bands liegen, dass wir da 'nen ähnlichen geschmack haben ;).

ach - 'pilgrim soul' finde ich mittlerweile auch mehr als nur 'nen versuch, 'helium' zu ersetzen ;). keine ahnung, warum ich anfangs so skeptisch war ;).
aber lustig, dass du das ansprichst - als ich nämlich das interview mit Grant von 'feeder' machte, sprach der 'gomez' an (da ken nelson, der z.b. 'bitter glass' mitproduzierte, ja dort generell produzent war). daher hörte ich also erstmal und endlich in 'ne 'gomez'-platte 'rein - und natürlich war's prima.
das ist schon die zweite band, nach 'aqualung', auf die mich der herr brachte. sehr nett, doch.

reumor

2005-05-07 19:12:18

Ach jo, auf dich kann man sich letztenendes dann doch immer verlassen... Wenn wir uns schon bei Feeders "Pilgrim Soul" nicht einig sind, dann doch wenigstens hierbei. ;-)

jo

2005-05-07 10:48:57

kommt zwar 'n bisschen spät - ich habe die band allerdings erst jetzt entdeckt - und nach dem ersten hören, muss ich sagen, dass das doch sehr gefällt.

reumor

2004-10-27 22:53:22

*threadnachobenschieb* :-(

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