
Loretta Lynn - Van Lear rose
Interscope / Polydor-Island / UniversalVÖ: 03.05.2004
Fell in love with a grandma
Loretta Lynn hat vor knapp vier Wochen ihren 70. Geburtstag gefeiert. Und sieht auch fast so alt aus wie PJ Harvey auf dem letzten Visions-Cover. Vor Jahren war sie mal das schlechte Gewissen von Nashville: eine Frau, die Country machte, ohne die Dinge zu tun, die normalerweise dazugehören. Aber das ist lange her. In den 90ern hat Loretta Lynn kein einziges Album veröffentlicht. Sondern ihren todkranken Mann gepflegt, den sie einst mit 14 geheiratet hatte. Und dann will sie plötzlich doch wieder. Denn sie weiß, sie kann noch. Also macht Loretta Lynn ein Country-Album. So circa ihr 50. Und Sie werden nun trotzdem weiter lesen.
Wir bringen hiermit nämlich einen Namen ins Spiel, der in unseren Ohren schon ein Stückchen cooler klingt: Jack White. His Rock'n'Rollness höchstselbst hat "Van Lear rose" produziert. Und das hat nichts mit gemeinnütziger Altenpflege zu tun, die man ihm wegen des Stollsteimer-Incidents aufbrummen wollte. Jack White hat das getan, weil er seit jeher ein Loretta-Verehrer der glühendsten Sorte ist. Und weil er der Meinung war, es wäre langsam mal an der Zeit, die Dame genauso rau klingen zu lassen, wie sie es eigentlich auch ist. Man weiß genau, was er meint, wenn sich beide im Duett durch ein hitziges 100-Sekunden-Intro geschlingert haben.
Damit wir uns aber nicht falsch verstehen: So holprig-toll der Jacko die Platte hier auch produziert hat, die Hauptfigur auf "Van Lear rose" ist und bleibt Loretta Lynn. Die hat nicht nur die möglicherweise besten Songs ihres langen Lebens geschrieben, sie suhlt sich auch drin, als gäbe es danach kein Morgen mehr. Ob sie nun den Fiedel-Squaredance von "High on a mountain top" tanzt. In "Little red shoes" amüsante Kindheitserinnerungen sprechsingt. Oder "Miss being Mrs." an der Westerngitarre aufzieht. Alles an dieser Platte ist so wahnsinnig wahrhaftig, dreifach geerdet und unmißverständlich altersweise, daß der Name Johnny Cash sich ganz von alleine aus dem Unterbewußtsein nach vorne drängelt.
Bloß, das ist Loretta Lynn noch lange nicht genug. Die Frau will rocken. Und Jack macht es möglich. Der White Stripe hat die Band zusammengestellt, die dieses Album gebraucht hat. Keine verbrauchten Nashville-Vets, sondern junge, hungrige Männer mit dem dringlichsten Ziel, "Van Lear rose" die Hölle heiß zu machen. Und so geht der knochentrockene 2:30-Killer "Have mercy" hier genauso gut wie das abgehangene "Women's prison". Dem hat übrigens irgendein ein Genie noch die erste Strophe von "Amazing grace" untergejubelt. "How sweet it is."
Und trotzdem ist da auch Wehmut. Ein weinendes Auge, das weiß: Es wird bald vorbei sein. Also genießt Loretta Lynn die letzte große Nacht da draußen und erzählt uns noch einmal die Geschichte ihres Lebens. Mit Happy End, zum Glück. "I have to say that I've been blesses / Not bad for this old Kentucky girl I guess." Sie singt's, winkt und geht. Auf wiedersehen, hoffentlich. Und dankeschön.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Van Lear rose
- Portland Oregon
- Have mercy
- Women's prison
- Mrs. Leroy Brown
Tracklist
- Van Lear rose
- Portland Orgeon (with Jack White)
- Trouble on the line
- Family tree
- Have mercy
- High on a mountain top
- Little red shoes
- God makes no mistakes
- Women's prison
- This old house
- Mrs. Leroy Brown
- Miss being Mrs.
- Story of my life
Im Forum kommentieren
Gordon Fraser
2022-10-04 23:09:17
RIP
Gordon Fraser
2011-01-26 19:42:51
"Mrs Leroy Brown" ist verdammt geil.
Oliver Ding
2007-09-08 17:26:04
Bei Amazon.com setzt die Platte auch drei Jahre nach VÖ immer noch recht ordentliche Stückzahlen ab.
menschmaier
2007-09-08 12:04:06
Dieses Album ist echt geil. Auf eienr 9/10.
Aber bei einigen Song(titeln), wie zum Beispiel God makes no mistakes, kann ich nur den kopf schütteln.
Denoch. Zu geil dieses Album. War aber anscheind nicht so erfolgreich, oder?
Außer eben die beiden Grammy.
captain kidd
2004-05-06 15:18:41
ja, das rockt die scheiße fett!!!
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