Amplifier - Amplifier

Music For Nations / Rough Trade
VÖ: 10.05.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Hochdruckreiniger

Amplifier, findet der Urheber der folgenden vier Absätze in seiner ihm angeborenen Skepsis, Amplifier ist ein schrecklich schnöder "Holla-sind-wir-laut"-Bandname. Den drei Herren, die ihn ausgesucht haben, gefällt er aber. Sie meinen, er passe zu ihrer Musik, und das müsse so sein. Was nun zugegebenermaßen auch wieder stimmt. Denn diese Band ist tatsächlich laut. Genau genommen ist sie nicht nur das, sie klingt vielmehr, als wäre sie ein riesiger Brocken Granit, der aus einer kilometerhohen Felswand herausgebrochen ist. Und jetzt langsam, aber bestimmt ins Rollen kommt. Was also soll es? Amplifier. Diese Band könnte gar nicht anders heißen.

"I'm gonna turn it up loud inside your head." Sel Balamir ist kein Mann für falsche Versprechen. Bewaffnet mit einer Gitarre und 25 Effektgeräten steht er vor einem riesigen Verstärkerturm und schwingt die Riffschleuder. Er ist verantwortlich für die einebnende Wucht seiner Band, die fürwahr treibende Kraft hinter Amplifier und ihren weit ausholenden Songs. Diese gefallen sich in ihrer hakenschlagenden Unberechenbarkeit, bleiben nur ein einziges Mal unter fünf Minuten und setzen am liebsten dann zum Groß-Reine-Machen an, wenn man sich gerade in einer der raren Durchschnauf-Phasen wähnt. Kaum zu glauben, daß die den ganzen Krach zu dritt veranstalten.

Andererseits will man auch gar nichts anderes von einer Band erwarten, die derartig in ihr Debütalbum einsteigt wie Amplifier. Vorneweg marschieren drei Songs, die "Motorhead", "Airborne" oder "Panzer" heißen. Sie zeigen die Richtung vor, mauern sich eine massive Wall of Sound zusammen und schwellen schließlich über unhandliche 22 Minuten zu regelrechten Ungeheuern von unverschämt großkotzigen Psycho-Prog-Rock-Songs an. Später dann läßt man sich noch mehr Zeit mit seinen Zwischentönen, rudert durch ausladende Instrumental-Passagen und kommt plötzlich bei einer geradezu stringenten Hymne wie "On/off" wieder raus. Und haben wir eigentlich schon erwähnt, daß die den ganzen Krach zu dritt veranstalten?

Ja gut, dann was anderes. Es gibt nämlich auch ein Problem mit Amplifier. So sehr sich diese Kerle auch den Geist aus den Gliedern ballern, am Ende unterstreichen sie doch vor allem, was für ein großartiges Album die Debütplatte ihrer Seelenverwandtschaft von Oceansize war. Während diese nämlich über die volle Distanz von 75 Minuten spannend blieb, nehmen sich Amplifier schon mal eine Auszeit, tauchen ab in ihren Songs und lassen sich treiben, wenn eine klarere Linie gut tun würde. Der Freundschaft zueinander sollte das aber genauso wenig anhaben können, wie den unbestrittenen Qualitäten des ersten Albums von Amplifier. Und schließlich braucht ja auch jede Szene ihre Stone Temple Pilots.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Motorhead
  • Airborne
  • On/off

Tracklist

  1. Motorhead
  2. Airborne
  3. Panzer
  4. Old movies
  5. Post acid youth
  6. Neon
  7. On/off
  8. The consultancy
  9. One great summer
  10. UFOs
Gesamtspielzeit: 63:03 min

Im Forum kommentieren

hos

2021-08-16 16:02:31

die für sich betrachtet schön ausgearbeitete gesangslinie, die irgendwann in der mitte des tracks auftaucht und noch einmal wiederholt wird, vermag den song auch nicht mehr zu retten.

man kann förmlich die zeit greifen, in der der musiker angestrengt vor einem leeren blatt papier sass und ihm einfach nichts einfallen wollte.

Leech85

2021-08-16 12:26:40

Hmmm also der erste Höreindruck ist nicht so gut. Der 20 Minüter ist mir einfach zu langatmig, da passiert mir für diese Länge dann doch zu wenig.

Track 2 ist sicherlich besser aber ich kann mit Sel's hoher Stimme hier nichts anfangen. Die setzt er bei Amplifier zum Glück nur selten ein.

Da gefallen mir Vennarts Solo Sachen deutlich besser, vor allem in the dead dead wood.

keenan

2021-08-16 09:06:31

solo album von sel:

https://selbalamir.bandcamp.com/album/swell

keenan

2021-07-08 21:33:47

neuer song:

https://amplifier.bandcamp.com/track/red-feather

Leech85

2021-06-05 09:35:38

Lieber mal wieder ein neues Album. Natürlich höre ich das Debut auch heute noch sehr oft aber bin mehr gespannt wie es weiter geht.

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