Öffnung nach außen
Eine Insel irgendwo in einer fast unerforschten Ecke des Meeres. Steile Küsten, schroffes Land, spärliche Vegetation. Das Meer ist hier zu kalt zum Baden, die glasklaren Seen im Landesinneren laden auch nicht grade zum Schwimmen ein, obwohl man hier tief blicken kann und dabei schon buchstäblich versinkt. Der internationale Massentourismus ist hier aus zwei Gründen bislang immer vorbeigegangen: Zum einen verbinden die meisten Urlauber mit dem Wort "Paradies" weiße Strände und Palmen, zum anderen herrscht auf dieser Insel eine Regierung, deren bisheriger Kurs nur als völlig kompromißlos zu bezeichnen ist.
Dabei war man hier Fremden gegenüber niemals ablehnend eingestellt. Die wenigen Reisenden, die den Weg in dieses ferne Inselreich gefunden haben, wurden stets freundlich empfangen. Allerdings machte in diesem Land mit dem unaussprechlichen Namen LHQWE niemand auch nur die geringsten Anstalten, Zugeständnisse an die Bedürfnisse der Gäste zu machen. Die Botschaft lautete "Deinetwegen, lieber Gast, werden wir hier gar nichts ändern. Genieße es so, wie es ist. Oder geh!" Doch jetzt, "Für eine Handvoll Euro", öffnet man sich ein wenig der Außenwelt und versucht, ein paar Touristen anzulocken.
Zumindest die ersten vier Titel des neuen Albums lassen eine solche Vermutung aufkommen. Ungewöhnlich strukturiert und melodiös geht es hier zur Sache, fast schon könnte man von eingängig sprechen. Der erfahrene LHQWE-Reisende sieht die neuen Mittouristen mit einiger Skepsis. Angstvoll betrachtet er die Visionen von häßlichen Hotelburgen, die bei der Fortsetzung dieser Entwicklung schon bald auf dem urwüchsigen Eiland Wirklichkeit werden könnten.
Doch die Angst ist unbegründet. "Sally don't you know what I mean" türmt aus dem nichts heraus eine Felswand vor den Zuhörern auf, die den Neubesuchern jeden Gedanken an Ruhe und Entspannung aus dem Hirn vertreibt. "Ja", seufzt die Schar der Eingeweihten, so muß es sein. Jetzt bekommen sie das, was sie sich von dieser Tour versprochen haben: Musik, die nachklingt. Über die man nachdenken muß. Die entdeckt werden will. Und auf einmal macht man auch in den Eröffnungsstücken die typische LHQWE-Schwere aus. Allgemeines Aufatmen. Hier verkauft niemand "Für eine Handvoll Euro" seine Unabhängigkeit. Und schon gar nicht seine Seele.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ain't it strange
- Sally don't you know what I mean
- Snow patrol man
Tracklist
- Happy happy
- Ain't it strange
- Hello!
- Chain
- Sally don't you know what I mean
- Think again
- Snow patrol man
- 3 feet
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