
Ampersand - Boredom and identity
Rakete / Rough TradeVÖ: 26.04.2004
Keine Eile
Die alte Geschichte. Eine junge Band arbeitet hart an sich, spielt sich im Proberaum und auf der Bühne die Finger wund und erntet endlich die verdienten Lorbeeren: Man darf endlich ein Album veröffentlichen. Die Aufnahmen begeistern das Fachpublikum und wecken den Hunger auf mehr. Für das Debüt hast Du ein halbes Leben Zeit, für das zweite Album ein halbes Jahr. An dieser Stelle sind schon etliche musikalische Eintagsfliegen krepiert. Jahrelang als Larve im Dreck gewühlt und dann nach einem kurzen Flug abgeschmiert.
Auch Ampersand kennen diese Geschichte. Im Gegensatz zu vielen Kollegen aber haben vier aus Bonn auch etwas daraus gelernt. Die durchweg begeisterten Reaktionen auf das Debüt "Macro" hätten so manche Band in die Falle des musikalisch unausgereiften Schnellschusses gelockt. Es ist Ampersand gar nicht hoch genug anzurechnen, daß sie sich mit dem Nachfolger "Boredom and identity" die in Maßstäben der Musikindustrie gradezu unendliche Zeit von zweieinhalb Jahren gelassen haben. Nicht etwa, um endlos an eigentlich schon fertigen Aufnahmen herumzufrickeln oder um sich den perfekten Song aus den Rippen zu schnitzen. Ampersand haben studiert, gearbeitet, Freundschaften gepflegt und Beziehungen geführt.
Was das alles mit Musik zu tun hat? Nichts. Jedenfalls nicht direkt. Eine Menge. Indirekt. Das Entscheidende ist: Ampersand haben weiterhin ein Leben geführt. Ein richtiges Leben, das sie jetzt nach einer angemessenen Pause in neue Songs packen konnten. Echte Emotionen, Wut, Verzweiflung, Euphorie. Kein Aufguß, sondern echtes, eben wirklich Erlebtes. Die Mittel, dieses Leben in Töne zu packen, hat die Band im Überfluß, wie das Debüt bereits bewiesen hat. Und nach jener langen Wartezeit bauen die Bonner ihre Songs mit Spannungsbögen und dem nötigen Druck ganz von unten herauf auf. So viel Zeit muß sein.
Problemlos, fast schon spielerisch erkunden Ampersand das Grenzgebiet zwischen Sonic Youth und Helmet. Pendeln beinahe gemächlich zwischen den fernen Smashing Pumpkins und den benachbarten Blackmail hin und her und begeben sich zum sehr guten Schluß des neuen Albums auf eine ziemlich trippige Reise durch halbelektronische Soundlandschaften. "Boredom and identity"? Das ist halb gelogen. Eine eigene Identität haben Ampersand mit Sicherheit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The corrections
- The railing
- No integrity
- Boredom and identity
Tracklist
- Share our secrets
- The corrections
- Simple discourse
- Undecided
- Van daag
- The railing
- Did you notice
- No integrity
- It's operational
- Boredom and identity
Referenzen
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