The Crystal Method - Legion of boom

V2 / Rough Trade
VÖ: 19.04.2004
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bumm bumm

Erinnert sich noch jemand an Big Beat? Das war diese lautstarke Kreuzung aus fettigen Haaren und dicker Hose, präziser: HipHop, Electro und Rock, die gegen Ende der Neuziger eine Weile lang Gesäßteile in Schwung brachte. An vorderster Front ließen Acts wie die Chemical Brothers, The Prodigy, Leftfield, Death In Vegas und Fatboy Slim die Meute zappeln. Allesamt bleiche Briten. Doch auch in Übersee frickelte man an ähnlichen Dauerbelastungsproben für die Baßmembran.

Wegen Szenehits wie "Keep hope alive", "(Can't you) Trip like I do" oder "Busy child" und unzähligen Computerspiel- und Werbesoundtracks könnte mancher irgendwo im Hinterkopf auf The Crystal Method stoßen, ohne jedoch einen nennenswert eigenständigen Sound dazu abrufen zu können. Dabei ließ das Duo aus Los Angeles schon auf ihrem letzten Album "Tweakend" wenig unversucht. Die damaligen Zusammenarbeiten mit Scott Weiland, Beck-DJ Swamp und Tom Morello machten einiges her. Für "Legion of boom" bat man nun The-Roots-Vokalakrobat Rahzel, BellRays-Sängerin Lisa Kekaula, Ex-Limp-Bizkit-Klampfer Wes Borland und den ehemaligen Kyuss-Schreihals John Garcia ins Studio.

Und dieser kehlt "Born too slow" zu trockenen Borland-Riffs und düsterer Elektronik ziemlich zu. Die donnernde Leidenschaft wüstenrockigerer Zeiten ist für Garcia jedoch längst weit entfernt, und auch die unterkühlte Hookline und der zerlegte Groove dieser ersten Single wirken halbherzig. Ein ziemliches Stampfen ist das. Kaum subtiler als das, was Borland einst mit den schlaffen Keksen zustande brachte. Umso mehr Sinn macht diese Zusammenarbeit. Wie im New Metal ist in Sachen bauchdeckenrockender Elektronik der Zug längst in andere Gefilde unterwegs.

Die "Legion of boom" enttäuscht jedoch keineswegs auf ganzer Linie, denn für konsequent ausgelegte Stimmungen sind Ken Jordan und Scott Kirkland immer noch gut. Im finsteren "Weapons of mass distortion" kitzelt ihnen Borland doch noch Spannendes aus seinen Saiten. Die Rahzel-Turnerei "American way" furzt trockene Bässe zu einem angemessen zynischen Report von der Heimatfront. Selbst das etwas zurückhaltender angelegte "I know it's you" mit dem durch so manchen Fleischwolf gedrehten Gesang von Supermodel Milla Jovovich wirkt verdammt boombastisch. Man müßte allerdings schon die letzten sieben Jahre im Koma verbracht haben, um all die sattsam dräuenden Beats noch für zeitgeistig korrekt zu halten.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • American way
  • Weapons of mass distortion

Tracklist

  1. Starting over
  2. Born too slow
  3. True grit
  4. American way
  5. I know it's you
  6. Realizer
  7. Broken glass
  8. Weapons of mass distortion
  9. Bound too long
  10. Acetone
  11. High and low
  12. Wide open
Gesamtspielzeit: 59:18 min

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