Yellowcard - Better days

Better Noise / Membran
VÖ: 10.10.2025
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Back for good

"Dieses letzte Werk trägt nur marginal dazu bei, die Kalifornier positiv im Gedächtnis zu behalten. Genau deswegen fällt der Abschied leider auch nicht wirklich schwer", lauteten vor neun Jahren die abschließenden und durchaus vernichtenden Worte des Kollegen Laude, der der seinerzeit bevorstehenden Auflösung von Yellowcard einen Abschied ohne Tränen bescheinigte. Von fehlender Dynamik und Leidenschaft war die Rede, von Gleichgültigkeit, Halbherzigkeit und blutleeren Songs. Nicht nur vor dem Hintergrund erschien eine Trennung die folgerichtige und längst überfällige Konsequenz gewesen zu sein. Ende der Geschichte? Nein, natürlich nicht. Denn wie so häufig im Leben kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Das Riot Fest in Chicago im 2022er Spätsommer bildete den Auftakt mehrerer Reunion-Konzerte, die Monate später mit einer Tour anlässlich des 20. Geburtstags von "Ocean avenue" komplettiert wurden. Niemand sei aufgewacht und hätte gesagt "Wir schreiben ein Album!", verriet Violinist Sean Mackin kürzlich in einem Interview mit dem Ox-Fanzine. Vielmehr sei es um Selbstreflexion und die Frage gegangen, wie fragil die Band vor der Trennung war.

Legt man die zehn neuen Songs des elften Studioalbums zugrunde, kann man die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit getrost als weitestgehend erfolgreich abgeschlossen bezeichnen. In Summe macht "Better days" Laune, was vor allem an der Rückbesinnung auf klassischen Pop-Punk der 2000er Jahre zurückzuführen ist. Gleich der eröffnende Titeltrack kommt als emotionaler, kraftvoller Neustart daher, der in puncto Eingängigkeit, treibender Drums, melodischer Gitarrenriffs und subtil im Hintergrund bleibender Violine einerseits vertraut klingt, andererseits frischen Wind mit sich bringt. Noch frischer und knackiger gehen die Herrschaften bei "Honestly I" zu Werke. Die markante Violine von Sean Mackin tritt nun in den Vordergrund und liefert sich ein Wettrennen mit den galoppierenden Drums von Travis Barker (Blink-182), der übrigens auf dem gesamten Album das Schlagzeug eingespielt hat. Mit "Take what you want" komplettiert ein Song, der trotz unnötiger Autotune-Spielereien in den Strophen mit einem mitreißenden Refrain aufwartet, eine furiose erste Hälfte von "Better days". Alle Stücke hätten ihren Platz auf einem aktuellen Pop-Punk-Sampler. Dazu gehört auch "Love letters lost", bei dem sich Ryan Key und Co. mit Matt Skiba von Alkaline Trio prominente Unterstützung hinzugeholt haben. Das passt einfach.

Apropos Prominenz: Das Sk8ter Girl der 2000er, Avril Lavigne, ist ebenfalls mit von der Partie, kann aber nicht verhindern, dass die balladesk-schunkelnde Trennungsnummer "You broke me too" eher eines der langweiligeren und skipwürdigen Stücke des Albums ist. Mit Abstrichen gilt das auch für ruhige Songs wie "Barely alive" oder "Big blue eyes". Sobald sie den Fuß vom Gaspedal nehmen und nicht auf nostalgischen Pop-Punk-Sound im aktuellen Gewand à la "Bedroom posters" setzen, berauben sich Yellowcard ihrer eigenen Stärke und fabrizieren etwas, das möglicherweise inhaltlich tiefer gehen mag, aber nicht mehr als eine Verschnaufpause ist, bei der die Teens in der Halle ihre Handylichter rhythmisch in die Höhe recken. Bei "City of angels" erwischen Yellowcard einen aber auf dem falschen Fuß. Was zunächst recht lahm beginnt, entwickelt sich peu à peu zum Grower mit einer dichten Atmosphäre, die an manchen Song von Angels & Airwaves erinnert. Ab der Mitte setzt der Beat ein und macht das Ganze endgültig zum Mitwipper. Die Dynamik ist zurück.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Take what you want
  • Honestly I
  • Bedroom posters

Tracklist

  1. Better days
  2. Take what you want
  3. Love letters lost (feat. Matt Skiba)
  4. Honestly I
  5. You broke me too (feat. Avril Lavigne)
  6. City of angels
  7. Bedroom posters
  8. Skin scraped
  9. Barely alive
  10. Big blue eyes
Gesamtspielzeit: 31:45 min

Im Forum kommentieren

solea

2025-11-01 11:56:02

Freu mich sehr über das Album. Finde nach wie vor dass Yellowcard zu den Guten des damaligen Genres zählen. Aber klar auch, dass der Output gegen Ende überschaubar war.
Fand die neuen Songs auf Spotify größtenteils gut und hör mich jetzt gerne mal das Album an. Schade dass ich sie immer noch nicht live gesehen habe. Vielleicht kommen sie ja nochmal

MickHead

2025-10-10 10:03:33

Komplette Playlist bei YouTube:

https://youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_m7T1eKTiuNDDdqS16BGH50m6H2Ffnmfqg&si=WqH1ODhkc7TP0Qy_

Armin

2025-10-08 20:30:47- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

didz

2025-08-16 13:45:29

hatten die nicht eine farewell-tour gespielt?
na ich hör mal rein

Armin

2025-08-16 11:51:02- Newsbeitrag

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