Dekker - Neither up nor down

Useful Fictions / Wagram
VÖ: 26.09.2025
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Unterm Hut

An der Musik von Brookln Dekker, dessen Vorname sich tatsächlich genau so schreibt, ist grundsätzlich nichts Spektakuläres. Der gebürtige US-Amerikaner ist künstlerischer Leisetreter im besten Sinne. Der eher das Zarte, Wohlüberlegte bevorzugt als die große, ausschweifende Geste. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Ruth zog er einst nach Großbritannien, die beiden bilden die Band Rue Royale und leben ihre familiäre Verbundenheit so auch künstlerisch aus. Bis 2018 veröffentlichte das Duo vier Alben, danach fokussierte sich Brookln als Dekker zunehmend auf seine Solokarriere. Und in dieser ist der Singer-Songwriter vor allem außerordentlich produktiv, denn "Neither up nor down" ist binnen gerade einmal fünf Jahren das vierte Album. Ob es am außergewöhnlich großen Hut liegt, unter dem der Gute sein Gesicht nicht nur auf seinen Covern gern und oft versteckt, dass Dekker von uns bislang übersehen/ignoriert/missverstanden wurde? Egal: Es wird Zeit für eine Würdigung seines Schaffens.

Und genau dafür bietet sich sein viertes Album an. Dekker legt hier elf neue Kompositionen vor, die sich überaus harmonisch in seine Diskografie einfügen. Der Opener "Today" setzt gleich den Ton mit seiner zurückhaltenden Instrumentierung, über die Dekker seine eher schüchterne Stimme legt: "Today I woke up broken / Hoping to see your face / The absence the sadness / Consumes me all through the day." Das folgende "Familiar beat" wirkt dann fast wie eine unterschwellige Einladung zum Tanzen, ohne Tanzmusik zu sein. Dazu passt dann auch der lyrische Fokus: "You could drop your shoulders / Let your hands swing / Like they're falling toward your feet / Let it all just happen / You may find that you are dancing / The familiar beat." Das Familiäre wird kurz danach noch greifbarer, denn im feinen "The dove" gesellt sich Ehefrau Ruth an seine Seite, mit der er zum Zeitpunkt der Albumveröffentlichung stolze 22 Jahre verheiratet ist. Ein Song über die große Liebe und die begleitenden Momente des Zweifelns.

Überhaupt rücken viele Emotionen in den Fokus Dekkers. "Photograph" steht dafür beispielsweise Pate, ein Stück, bei dem er es nach eigenem Bekunden nicht schafft, es ohne Tränen vorzutragen. Fast flehentlich formuliert er: "But I want you to understand / That I'd be lost without your hand." Ein Kopfmensch durch und durch? Das jederzeit Nachdenkliche, das nicht immer ganz und gar Ausdefinierte, die kleinen und die großen Fragen des Lebens: All das kanalisiert der Musiker stilvoll in seinen stimmigen Kleinoden, die schon auf den vorherigen Alben den besonderen Reiz ausgemacht haben. In dieser überwiegend nüchternen Ruhe und dezidierten Unaufgeregtheit liegt vielleicht auch der Schlüssel dafür, besser verstehen zu können, warum er gelegentlich übersehen wird. Am Hut allein kann es kaum liegen. Und nachvollziehbar ist diese verblüffende Ignoranz schon gar nicht.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Today
  • Can't unsee it
  • Not feeling up
  • In my mind

Tracklist

  1. Today
  2. Familiar beat
  3. Let me take you
  4. The dove
  5. Photograph
  6. Can't unsee it
  7. Change the chord
  8. Not feeling up
  9. In my mind
  10. Like we once did
  11. Let's turn over the leaf
Gesamtspielzeit: 41:30 min

Im Forum kommentieren

Gomes21

2025-10-17 21:13:40

Sehr schön, danke @MickHead!

MickHead

2025-10-17 19:30:06

Tour 2026

17.03.2026 Freiburg – Jazzhaus
21.03.2026 Stuttgart – Im Wizemann (Studio)
22.03.2026 Erlangen – E-Werk
24.03.2026 München – Muffathalle
20.04.2026 Köln – Gloria
21.04.2026 Bochum – Bahnhof Langendreer
22.04.2026 Frankfurt am Main – Zoom (Club)
28.04.2026 Bielefeld – Forum
29.04.2026 Oldenburg – Kulturetage
30.04.2026 Hamburg – Große Freiheit 36
01.05.2026 Potsdam – Waschhaus
02.05.2026 Dresden – Alter Schlachthof

Chron-o John

2025-10-16 16:04:22

Jedes Mal, wenn ich den Namen lese, denke ich sofort an Dekkar und freue mich, dass die Band mit a hier so einen Anklang findet, nur um dann immer wieder enttäuscht zu werden.
#justiceforaxiom

Gomes21

2025-10-16 15:51:00

Schönes Album, kenne ihn von früher mit Rue Royale, einige mae live gesehen aber dann aus den Augen verloren. Angenehmes, unspektakuläres Album das noch mehr Zeit bekommen wird

Armin

2025-10-08 20:27:34- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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