Stefanie Schrank - Forma

Staatsakt / Bertus / Zebralution
VÖ: 26.09.2025
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Im stetigen Wandel

"Junge Frau, alte Frau / Zwei Gesichter, eine Vase": Was siehst Du zuerst? Mit diesem Spiel von Wahrnehmungen – und den vermeintlichen Rückschlüssen, die man so auf die Persönlichkeit der Betrachterin oder des Betrachters ziehen kann – befasst sich Stefanie Schrank. Denn nichts ist je in Stein gemeißelt, sondern "morphing all the time". Krautig mäandert der "Shapeshifter" durch die Leerstellen, die die Kölnerin auf ihrem zweiten Soloalbum "Forma" ganz bewusst zulässt. Um bloß einen Tag hat sie sie sich verschätzt, sonst würde es genau sechs Jahre nach "Unter der Haut eine überhitzte Fabrik" erscheinen, aber der Kalender war nicht auf ihrer Seite. Wiederholung bedeutet keine exakte Kopie, maximal die Neuinterpretation von Dagewesenem. In einem ähnlichen Sinne ist "Forma" beinahe richtig gut.

Minimalistische Percussion, die an entfernte Schritte erinnert, eröffnet das Titelstück, eine Indietronica-Klimax bäumt sich auf und zerbricht, das Motto lautet: "Transformation!" Vieles an "Forma" mutet an wie eine mysteriöse Gleichung aus Songwriter-Pop und dem Soundtrack des ersten "Alien"-Films. "La boum" täuscht ebenfalls eine grimmige Sigourney Weaver an, einigt sich mit der Akustikgitarre aber doch auf eine schemenhafte Sophie Marceau: "Ich bin ein Spannungsfeld / Zwischen den Zuständen." Schranks Art-Pop ist hypnotisch und repetitiv, elegant und zurückhaltend, fast müde. "Ich bin unruhig", muss sie uns schließlich erklären, dazu knistert die Elektronik auch dezent aufgebracht. Doch am Ende überwiegt die Lethargie.

Denn Schranks Energie scheint anderswo verbraucht. Das letzte Lebenszeichen "Schlachtrufe BRD" hat sie als ganze EP aufgelegt und das Titelstück gleich mit den Punks von Kaput Krauts neu vertont. Ihren letzten Atem steckt sie nun in eine überraschend konventionelle Gesangslinie inmitten des Chansons "Nein wir fürchten nicht die Nacht" und sucht nach einem "Safeword, das die Gewalt beendet und uns beschützt". Hier wird die Dunkelheit kurz weggekratzt. Auch "Crossfade" lächelt aufmunternd und lässt einen zutraulichen Pop-Willen in seinem Refrain erkennen. Die Synthesizer schwelgen dazu wie die Ruhe vor dem Sturm, kurz bevor sich das "Upside down" in Hawkins öffnet. Damals in den Achtzigern? "Du hast den ganzen Sommer lang geweint."

Mit am lebendigsten wirken die bildhaften Schilderungen von "Staub", der spacige Fast-schon-NDW-Track reißt mit. Aber trotz bereits erwähnter, durchaus angenehmer Trance, in die es zu versetzen vermag, bleiben große Teile von "Forma" am Ende unterkühlt. Die Melodien, die sich in den weiten Flächen verstecken, kann man allerdings finden – und wenn man sie gefunden hat, mag man sie nicht missen. Das erfordert Arbeit, zumal sich die Hülle, das Äußere ständig verändert. "Forma" verlangt Einsatz. Aber eine gewisse Anstrengung kann schließlich ebenso dafür sorgen, dass man sich in der anbrechenden Herbstkälte ein kleines bisschen wärmer fühlt.

(Ralf Hoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • La boum
  • Crossfade
  • Staub

Tracklist

  1. Forma
  2. Shapeshifter
  3. La boum
  4. Unruhig
  5. My mind wanders
  6. Nein wir fürchten nicht die Nacht
  7. Crossfade
  8. Staub
  9. Zimmer/The haunting
  10. The big kinship
Gesamtspielzeit: 39:34 min

Im Forum kommentieren

Max der Musikliebhaber

2025-10-01 23:11:10

Schön geschrieben. Hat Stefanie alles alleine eingespielt?

Armin

2025-10-01 20:41:21- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

AliBlaBla

2025-09-27 10:07:40

Stefanie Schrank imma gut, ja!

*push (wie Z4 sagen würde)

Immermusik

2025-09-27 08:42:47

Morph Pop
Rezension
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/nachtmix/musik-von-morgen/neues-album-maria-carey-lady-wray-cat-100.html

Immermusik

2025-09-20 06:34:33

Bitte oszillieren sie.
Die Laetitia Sadier aus Köln.
Das 2. Album erscheint am 26.09.25
https://stefanieschrank.bandcamp.com/album/forma-2

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